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xx 30.6.1999:
Heute Abend kam es zum großen Showdown, eine außerordentliche Vorstandssitzung, zu der ich per Einschreiben eingeladen worden war. Es war mir klar, daß der Stab schon längst über mich gebrochen war. Trotzdem versuchte ich in bewußt ruhigen Worten noch einmal die Chronologie seit letzten Herbst aufzurollen, meinen Standpunkt darzutun, schließlich hängt meine Existenz davon ab! Wie erwartet und dem Niveau der meisten Anwesenden angepaßt, ging die Situation den Bach hinunter, nach ausgiebigen Beschimpfungen faßte man den Beschluß, mich zu sperren. Ich hielt meinen Berufsfahrerantrag dagegen und erklärte dies alles als für mich nicht bindend, verließ danach den Raum. Dieses Vereinslokal habe ich zum letzten Mal von innen gesehen und diesen Verein kann ich beim besten Willen niemanden empfehlen!
27.6.1999:
Ist etwas kompliziert. Die Trennung zwischen Profis und Amateuren ist aufgehoben und auch wieder nicht. Alles heißt jetzt Elite, aber es gibt nun Elitefahrer mit und ohne Vertrag mit einer GS. Auf jeden Fall habe ich sofort per E-Mail eine Berufsfahrerlizenz beim BDR beantragt und um eine vorläufige Startgenehmigung gebeten.
26.6.1999:
Kriterium
Fürstenfeldbruck Schlimm ist, daß irgendwelche Claqueure und dubiose Gestalten aus dem Umfeld jetzt irgendwie den Freifahrtschein zu haben meinen, öffentlich ihre Nachttöpfe über mich ausleeren zu dürfen. Neid und Mißgunst sage ich da nur, als 39-jähriger mit dieser Leistungsfähigkeit bist Du ja angeblich sowieso bei jedem Rennen gedopt und überhaupt ..... Bevor ich irgendeinen zusammengeschlagen habe, bin ich schnell mit dem Rad nach Hause gefahren, ich war schon mit dem Rad angereist, wenigstens 4 Stunden Training heute. Aber eigentlich ist mir zum Heulen ..... Das beste ist, daß ich schon am 15.6.99 einen sehr weit reichenden schriftlichen Kompromißvorschlag eingereicht habe, wirklich freundlich gehalten und unbedingt konstruktiv. Als Antwort erhalte ich dann Sperrbriefe an die WA`s. Aber mit dem Schreiben und Lesen haben sie es eh nicht so, meine gesamte Korrespondenz im Vorfeld wurde einfach nicht beantwortet. Von einer demokratischen Vereinskultur kann man bei Gott nicht reden!
25.6.1999:
Nachtkriterium
Burghausen Gegen Ende, es ist schon halbdunkel, versuche ich mein Glück, fahre ab, hole eine Prämie, kurz vor der Wertung ist wieder Feierabend. Allerdings fahre ich mit einem 10-Zentner-Kopf: Vor dem Rennen bittet mich der Wettfahrausschuß zu sich und zeigt mir ein Schreiben meines Vorstands. Ich würde ein nicht genehmigtes Trikot fahren und sei zu sperren. Daraufhin stellt man mich vor die Wahl: Neutrales Trikot oder Startverbot. Ich mache das Beste draus für meine Sponsoren, fahre mich noch original warm und kurz vor dem Start drehe ich das Trikot publikumswirksam auf links. Meine Rennfahrerkollegen lachen schon, kennen die Story und die meisten von ihnen halten das Ganze für eine Unverschämtheit.
20.6.1999:
Rundstreckenrennen
Lauf Momentan habe ich es schwer: jeder weiß um meine gute Form, jede größere Mannschaft markiert mich besonders, alle Löcher, die ich aufreiße, werden bedingungslos zugefahren, andere Gruppen schleichen sich dann einfach so weg. Rennfahrerschicksal!
19.6.1999:
Kriterium
Neuötting Habe brav gebremst (mir fahren meine Leute ja nach, Christian allerdings nicht), eine Prämie gemacht, dann geteilt, Geld war OK, aber ich konnte nichts zeigen. Trikot wie gestern.
18.6.1999:
Nachtkriterium
Prien
16.6.1999:
Abendkriterium
in Pfronten,
4.Platz Nasse 640m-Runde mit ekelhafter Zielkurve, habe mein Herz zwei Mal in die Hände genommen und bin abgefahren, zwei Wertungen waren mein Lohn, Prämien und der 4.Platz. War mal wieder etwas für die Moral.
13.6.1999:
Rundstreckenrennen
Kirchheim/Teck
11.6.1999:
Bahn
München, Punktefahren, 6.Platz Immerhin konnte ich mal Mannschaftsdienlichkeit beweisen, bin voll für einen Vereinskameraden gefahren, der allerdings auch nur Zweiter werden konnte. Wir haben dann zusammengelegt, mein 6.Platz und seine Kröten und jeder war zufrieden ....... Zufrieden war allerdings nicht unser 1.Vorstand. Ich habe die strittige Trikotage bearbeitet, Vereinsemblem und sponsoren abgedeckt, aber das hat er nicht als neutrales Trikot gelten lassen. Ich werde aber nicht neue Trikots kaufen, meine zerschneiden und dann meine Sponsorenlogos aufnähen lassen, das ist unprofessionell, sieht schlecht aus und ist teuer. Außerdem bin ich nicht der Spielball für die Kommunikationsengpässe innerhalb des Vorstands!
5.6.1999:
MTB-XC in Siegertshofen,
5.Platz
3.6.1999:
Int.
GS-Kriterium in Singen
31.5.1999:
Wieder
in München Die Heimreise bestritten wir Rennfahrer im Zweistundentakt, wir brauchten dann nur 13 Stunden, aber wieder die ganze Nacht durch. Der ganze act war total sinnlos, hat eher der Form geschadet. Zu Hause finde ich ein Einschreiben des Vereins vor, Streichen aller Prämien und Spesen, neutrales Trikot und das von morgen an! Wie soll ich das bewerkstelligen? Ich denke, der Stab ist bereits über mich gebrochen, man will mich auf die Knie zwingen! Ach ja, im Mai hatte ich 70 Radstunden, nicht besonders.
25.-29.5.1999:
Kalabrienrundfahrt
24.5.1999:
Int.
Straßenrennen in Lisberg Konterattacken meinerseits wurden vereitelt, einmal sogar wieder von meinen eigenen Leuten, die sich dabei so übernahmen, daß sie danach abgehängt wurden. Irgendwie habe ich jetzt schon einen heiligen Zorn! Ganz zum Schluß bin ich nochmals attackieren gegangen, wurde am Fuße des Zielbergs wieder eingefangen (man nimmt mich jetzt leider wieder sehr ernst) und hatte dann im Zielsprint so richtig "frische" Bleifüße. Immerhin war ich mit meinem 22.Platz noch im Geld.
16.5.1999:
Int.
Straßenrennen in Schrobenhausen,
7.Platz Daraufhin bekomme ich einen schriftlichen Verweis und eine Abmahnung, gleichzeitig zeigt er mich beim Wettfahrausschuß an. Ein Vorstand zeigt seinen eigenen Spitzenfahrer an, wo gibt es denn das? Das ist der Gipfel der Bierdimpfligkeit! Frustriert und gleichzeitig kurz vor dem Platzen starte ich, eigentlich völlig neben der Kappe. Bringe später alleine eine wahnwitzige Kraftverschleuderungsattacke über 30km, wieder eingeholt bin ich momentan platt, kann aber zum Schluß noch einmal rausfahren und werde Siebter. Das gibt viele Brügelmann-Punkte heute. Diese Woche habe ich mich schon bei den entscheidenden Leuten im BRV und im BDR erkundigt. Sieht schlecht aus, aber irgendwie sagt einem keiner etwas Genaues, keiner weiß richtig Bescheid. Fakt ist, Vereinswechsel in der Saison geht nur mit drei Monaten Sperre, aber eigentlich will ich auch gar nicht wechseln, schließlich habe ich auch DM 2.500.- für meine Trikotage in den Vereinsfarben bezahlt. Etwas Positives: Ich habe eine Einladung zur Kalabrienrundfahrt erhalten. Training zur Zeit mau, bin frustriert, habe aber eigentlich einen gewaltigen Druck in den Beinen.
15.5.1999:
13.5.1999:
Int.
Bergrundstreckenrennen im Münchner Olympiapark
9.5.1999:
Bayerische
Straßenmeisterschaften in Kempten/Durach Die Woche über habe ich eher locker trainiert, ich wollte eine gute BM fahren, obwohl dieser Kurs ........ Ein reines Bergrundstreckenrennen, 7km-Runde, pro Runde 150 Höhenmeter, 19 Runden, wie bei einer TdF-Bergetappe! Hatte also nichts zu verlieren und strahlte nach der ersten Bergpassage gleich raus, zu zweit blieben wir fast 100km vorne. Aber die Taktik ging nicht auf, statt einer kleinen Verfolgergruppe rollte uns ein größerer Haufen mit allen Stars und deren Wasserträgern auf. Deren Kapitäne waren ob der Arbeit ihrer Domestiken noch frisch und wie dann entscheidend zum Angriff geblasen wurde, konnte ich nicht mehr mithalten. Immerhin bin ich heute mit meinen 84kg bemerkenswert gut am Berg mitgekommen, habe mich selbst gewundert. Geärgert habe ich mich auch mächtig. Im Finale habe ich mich noch einmal aus dem Hauptfeld verabschiedet, es gab ja 20 Preise. Wer fährt mir nach? Meine eigenen Vereins"kameraden" mit dem ganzen Feld am Rad! Da habe ich richtig Wut bekommen, bin voll gefahren, habe dagegengehalten und war dann auch Erster vom Hauptfeld (16.Platz). Wenn das sich jetzt einbürgert, au weia. Auf eine Mannschaft konnte ich sowieso noch nie zurückgreifen, habe mich eher immer als Einzelfahrer gesehen nach der 98er-Saison und auf dieses Jahr gehofft. Schöne Aussichten.
3.5.1999:
Ich gehe in den Vereinsabend, denke mir, nun werden sich ja viele freuen angesichts meines Sieges, wollen wir ein bißchen feiern. Kurze Rennberichterstattung, kein Beifall und dann fallen alle über mich her: Wie ich denn dazu komme, einfach zusätzliche Privatsponsoren zu führen, das schädige doch die Repräsentanz der Vereinssponsoren, usw.. Ich falle aus allen Wolken. Der 2.Vorstand hat mir also unberechtigterweise das OK für meine Sponsoren gegeben, ohne dies wie versprochen mit dem Gesamtvorstand abzustimmen. Jetzt will sich der Betreffende am liebsten unter der Tischplatte verkriechen, hängt schon ganz tief und nahe am Rand. Er steht nicht auf und nimmt die Verantwortung auf sich, sondern er kneift. Ich weiß, was das bedeutet. Für die Hardliner bin ich jetzt der vereinsschädigende Feind, eine harte Zeit wird mir bevorstehen. Meine Verteidigungsrede wird niedergeschrieen, es ist hoffnungslos. Von einer Diskussion kann man nicht sprechen, die "Artikulation" fällt immer mehr ab, wird beleidigend, geht unter die Gürtellinie. Jeder normale Mensch, der unbeteiligter Zeuge dieser Vereinsmeierei gewesen wäre, hätte sich angewidert abgewandt und wäre in seinem eventuell vorhandenen Vorurteil gegenüber Vereinen bestätigt worden. Schade.
1.5.1999:
Rundstreckenrennen in München: SIEG!!!
Ich rolle geradezu klassisch ein, Trikot glatt gestrichen (die Sponsoren wird es freuen!) und Jubelpose, einfach toll! Daß ich es immer noch schaffe, in Zeitfahrermanier ein komplett jagendes Feld in Schach zu halten, gibt mir wieder viel Moral für die Zukunft. Von meinem Verein gratuliert mir nur einer, ansonsten finstere Gesichter bei meinen Vereinskollegen um mich herum, viel Neid und Mißgunst liegen wieder in der Luft. (Fotos)
April
1999:
83
Radstunden habe ich im April absolviert, am Ostermontag bin ich ein schönes
und welliges Straßenrennen in Schönaich mitgerollt ohne zu forcieren,
dann gab es in der Region keine Rennen und es kam der späte Schnee
mit Kälte dazu. Ende des Monats fuhr ich ein sehr hartes Bergkriterium
in Günzach im Feld zu Ende, um am nächsten Morgen in Rosenheim
beim Straßenrennen feststellen zu müssen, daß eines der
Kilometerchen vom Vortage wohl schlecht gewesen sein muß. Aber auch
hier bin ich das Rennen fertig gefahren, der Rennrhythmus ist langsam drin! |