Aktuelles: Bericht Knüllwald-MTB-Marathon

 

17.6.2007:
Ohne die am Daumen verletzte Martina starteten Chris und ich am Samstag Nachmittag zu einem 550km-Trip nach Eschenburg in Nordhessen, woselbst wir nebst Karsten beim Teamkameraden Manuel nächtigten (nochmals vielen Dank an die Mama für alles!).

Zu viert wollten wir am Sonntag die Konkurrenz beim Knüllwalder MTB-Marathon in Homberg/Efze aufmischen. Jedes Rennen, auch kleinere, will erst mal gewonnen werden und mit dem Wissen um realistische Siegchancen erhöht sich der Druck auf den Einzelnen.

So konnte ich vor lauter Nervosität wieder einmal kaum schlafen, aber auch Chris und Karsten hatten so ihre Probleme. Auf jeden Fall war ich am Sonntag Morgen früh um sechs total durch den Wind - völlig zittrig und erledigt. So kann man natürlich auf keinen Fall eine 100%-ige Leistung erbringen.

Aufgrund eines suboptimalen Zeitmanagements (Ankunft am Rennort erst 45min vor dem Start ist Bockmist) waren für mich gerade mal 5min Warmfahren drin. So war ich nicht nur mit zittrigen Puddingbeinen ausgestattet, sondern durfte mich auch noch über solcherlei Prachtexemplare im kalten Zustand erfreuen - absolute Exkrementbedingungen für einen älteren, kaltstartschwachen 85kg-Schwerathleten mit Muskeln deutlich über normalem Verfallsdatum, der normalerweise ein straffes, qualitativ hochwertiges Warmfahrprogramm von mindestens 30min benötigt. Dafür fährt man recht ungern 1200km quer durch Deutschland.

Aber auch Karsten kam das gar nicht recht, hatte er doch am Vortag ein tolles Rennen in Saalhausen mit einem 4.Platz über die Langdistanz hingelegt. Ein bißchen Einrollen wäre ihm wohl sehr recht gewesen, so wurde es speziell in der Anfangsphase unnötig schwer für ihn.

Vom Start weg donnerten wir los, speziell Mani machte richtig Tempo und schon zur Hälfte des Startberges war die entscheidende Vorselektion erfolgt, ich noch gut dabei, wenn auch mit kalten, höllisch schmerzenden Beinen und schnaufend wie eine alte Dampflok. In der letzten steilen Rampe konnte ich eine weitere Tempoverschärfung nicht mitgehen, kein Problem jedoch für unsere Kaltstartspezialisten Mani und Chris, die sich mit zwei anderen Fahrern absetzten.

Mit knapp 100m Rückstand kam ich als Fünfter alleine über die Kuppe und versuchte halbtot natürlich alles, um nach vorne zu kommen. Leider blickten sich meine beiden Kameraden nicht um, um dann vielleicht auf mich zu warten. Chris platzierte als Kurzstreckler im Gegenteil sogar seine entscheidende Attacke, fuhr fortan alleine und gewann die 40km mit knapp 2min Vorsprung. Ich kenne Chris jetzt schon lange als Fahrer und Trainer und glaube, daß er an diesem Tag seine absolut beste Karriereleistung ablieferte. Er fuhr wie aufgezogen und absolut ohne Schwächezeichen, wirklich imponierend!

Nach gut 2km vergeblichem Kampf und reichlichst Laktat in den (immer noch) steifen Beinen fuhren zwei Konkurrenten zu mir auf. Jetzt führte ich natürlich nichts mehr, um Chris und Mani nicht in Schwulitäten zu bringen. Daraufhin begannen mich die beiden Helden wechselseitig zu attackieren und das Ganze ungünstigerweise bei ansteigender Streckencharakteristik, um die immer noch in Sichtweite Fahrenden zu erreichen. Ich ließ mich jedoch nicht abschütteln, starb allerdings tausend Tode und habe mich selten so schinden müssen.

Gott sei Dank kam Karsten von hinten angepuffert, der sich leider viel zu weit hinten aufgestellt hatte und eine richtig sportliche Startphase absolvieren mußte. Er setzte sich sofort mit einem gleichmäßigen Ekeltempo Marke Straßenfahrer an die Spitze, so daß die Attacken erstarben. Ich klebte an seinem Hinterrad und konnte meinen Laktatspiegel wenigstens stabilisieren, litt jedoch immer noch schwer.

Nach ca. 20km gingen mir endlich die Beine auf, zwischenzeitlich waren noch zwei Mann aufgefahren. Vorne fiel einer mit Bremsendefekt aus, so daß Mani mit einem Kurzstreckler hinter Chris alleine unterwegs war. In mir reifte die Entscheidung, an diesem Tag und nach dieser schlaflosen Nacht nur die 40km zu machen, denn da war mir der Sieg bei den Masters sicher, die Mittelstrecke hätte das selbe Ergebnis, aber mehr Schmerzen erbracht.

Nun ging es aber noch um den letzten Podestplatz in der Gesamtwertung auf der Kurzstrecke und so attackierte ich kurzerhand auf der Abfahrt, zog einen langen Anstieg von vorne richtig durch und brachte einen Vorsprung die letzte Abfahrt hinunter ins Ziel - Gesamt-3. und Masters-1., allerdings völlig tot, 3min hinter dem Zweiten und 5min hinter Chris.

Manuel mußte nun die zweite 40km-Runde alleine fahren, baute jedoch seine 3min nach 40km kontinuierlich aus und gewann überlegen und deutlich die Mitteldistanz über 80km!

Karsten war der absolut Stärkste im Feld. Knapp zwei Runden hatte er bis auf die Startphase ein eher leichtes Leben, dann verschärfte er bei km 75 und fuhr fortan alleine ein imponierendes Solo. Gegen Ende spürte er dann die Saalhausener Kilometer, brachte aber letztendlich 2min sicher ins Ziel und war der umjubelte Sieger auf der Langdistanz über 120km!

Somit stellte das Team www.hardi.net auf allen drei Strecken die Gesamtsieger und erreichte so nebenbei vier Klassensiege. So könnte es jedes Wochenende laufen! Nach der Siegerehrung sprangen Chris und ich sofort ins Auto und absolvierten wiederum knapp 600km nach München, weil wir ja die 1200km unbedingt voll machen mußten. Daheim angekommen, gab es erst einmal 2 h Straftraining, denn eigentlich wollte ich ja die Mitteldistanz fahren ........

Gott sei Dank ist für mich das nächste Wochenende rennfrei, jetzt kann ich endlich regenerieren und auch mal wieder ordentlich trainieren.......

Euer Hardi

UPDATE 04.05.2011:
Wie man heute weiß, fuhr ich damals mit unentdeckten Herzrhythmusstörungen herum, damit waren die unerklärlichen Leistungsschwankungen erklärt!

(Fotos)

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