Aktuelles: Etappenrennen "Ol Istria MTB-Tour" und Parenzana-XCM (Kroatien)
24.-26.09.10: Drei Ehrenplätze in Kroatien Mit meiner erstmaligen Teilnahme an MTB-Rennen in Istrien, zu denen ich eine Einladung erhalten hatte, begab ich mich allerdings auf völliges Neuland. Bedingt durch die Witterung, die aus Budgetgründen maximal kurze Aufenthaltsdauer und durch mein Einzelkämpferdasein bekam dieses Projekt unerwartet recht abenteuerliche Züge, auch wenn es letztendlich erfolgreich endete.
24.09.10: Anreise und 1.Etappe
"Ol Istria MTB-Tour", Fontana:
2.Platz Ich mußte nämlich feststellen, daß auf Google Maps nicht bedingungslos Verlass ist und so gerieten die letzten 50km auf den bergigen und kurvigen istrischen Landstraßen zum Autorennen. Nach 6,5 h wurde "schnell" die Registrierung in Porec absolviert, im Nachbarort "flüssig" eingecheckt, das Auto entladen, das Material rennfertig gemacht und 15min entspannt. Und schon hieß es, zum Rennen mit Start um 16 Uhr in den 4km entfernten Nachbarort Fontana aufzubrechen. Die Beine waren dank der Kompressionsstrümpfe halbwegs OK, im Kopf war ich ein wenig balabala und noch nicht ganz bei mir. Im extra Rennen der Master 1-3 (Ü30) über CrossCountry-ähnliche, schnelle 32km gab es eine ordentliche, internationale, dabei ostblocklastige Besetzung. Die Kerle hier sind anders drauf als bei uns und schon in der Startbox gab es Positionskämpfe, bei denen ich mich kraft Masse durchsetzen konnte. Nach dem Startschuss taumelten wir wie wildgewordene JUNGSTIERE in voller Breite auf die erste, 100m entfernte Rechtskurve, die in das Gelände hinein führte, zu. Das konnte eigentlich nicht gutgehen und prompt fuhr mir ein italienischer Zwerg unter dem Lenker durch. In der Folge betätigte ich mich kurz als Ackerfurchenhoppser, sah die Spitze davonsprinten und verlor wichtige Positionen. Auf den hoppeligen, staubigen Wirtschaftswegen ausgedehnter, flacher Weinplantagen ging es wie im Kriterium in einem Höllentempo mal links und mal rechts herum und in fast jeder Kurve gab es sturzbedingte Verluste. Meine Erfahrung aus vielen Jahren Straßenradrennsport kam mir zugute und ich konnte mich schließlich in der Verfolgergruppe behaupten. In der nachfolgenden Waldregion wurde es dann richtig wellig mit steilen, kurzen Rampen, vielen Kurven und netten Singletrails. Immer am Anschlag fühlte ich mich wie zu Hause und wurde immer stärker. Nach und nach dezimierte ich meine Gruppe durch Attacken, auch wenn ich einmal den falschen Trail nahm, umkehren und dabei ca. 20sek wieder zufahren mußte. Im Finale begann es zu regnen und die rote Tonerde bekam etwas wunderbar Seifiges. Mein schwerer Vorderreifen "Advantage", den ich nach meiner Schlüsselbeinfraktur auch für den Kopf bevorzuge, hielt halbwegs - andere stürzten mit ihren schnellen Reifen. Es war einfach herrlich, die wie vergiftet reinhaltenden Gehirnamputierten zu Boden gehen zu sehen oder an entsprechend gestürzten vorbeizufahren. Die absolut vorhandene Giftigkeit ließ sich allerdings aufgrund fehlender Dopingkontrollen an allen drei Renntagen nicht feststellen..... Schließlich ging es zu dritt auf die letzten 1000m. Ich wählte die mir von meinem Ausritt am Start bestens bekannte, weniger hoppelige Ackerfurche und beschleunigte einen hohen Gang dermaßen ultimativ, daß ich ins Ziel hinein ausrollen lassen konnte. Dies brachte mir den Ehrenplatz in der Altersklasse (8.Gesamt). Den siegreichen Italiener knapp 1min vor mir kannte ich schon von den Kanaren, der ist richtig gut. Leider war nun im strömenden Regen ein langwieriger Bike Wash dringend angesagt, bevor ich ins Hotel zurückrollte, um mich der intensiven Körper- und Materialpflege zu widmen. Am Abend durfte ich noch die unterklassigen Segnungen des Pauschaltourismus in einem riesigen 2-Sterne-Hotelbunker sowie sehr durchschnittliches Essen genießen. Auch das wenigstens saubere 2-Sterne-Appartement wies schwerwiegende Mängel auf, der nächtliche Lärmpegel feiernder Ungarn, Rumänen und Tschechen war beträchtlich. Der gemeine Rennfahrer von heute ist ja schon zufrieden, wenn er sich vor Ort keine Infektionskrankheiten holt und für den Schlaf gibt es Oropax.
25.09.10: 2.Etappe "Ol Istria
MTB-Tour", Tar: Etappenzweiter und
2.Gesamtwertung Der dortige rote Lehmboden war tief versumpft und es gab immer wieder grundlos tiefe Pfützen. Alles setzte sich zu und es war eine einzige schmierige Rutscherei und Taumelei. Schon an flachen Anstiegen mußte man schieben und das Bike wurde sehr schnell mindestens doppelt so schwer. Immer wieder mußte man mit den Händen kiloweise den klebrigen Lehm entfernen. Die Abfahrten waren eine einzige führungslose Eierei mit vollkommen zugesetzten Reifen. Die Federgabel funktionierte ünberhaupt nicht mehr und auch die Bremsperformance ließ stark nach. Als schwerer Fahrer nicht meine Welt, aber ich hatte richtig Kraft und wühlte mich so gut als möglich ohne Sturz durch. Am Ende reichte es zum 2.Platz (9.Gesamt) in meiner Altersklasse hinter einem international bekannten tschechischen Radcrosser. In der Gesamtwertung dieses kurzen Etappenrennens belegte ich ebenfalls den Ehrenplatz. Nachdem ich bei einem freundlichen Privatmann in dessen Garten mit einem Wasserschlauch mein Bike und mich eine gute halbe Stunde gesäubert hatte, konnte ich dann auch wieder als Mensch erkennbar in der Sonne (!) bei der Siegerehrung meinen Geldpreis entgegennehmen. Den Rest des Tages versuchte ich dann, mein Bike wieder in Schuss zu bekommen. Selbst die Schaltungsröllchen drehten sich nicht mehr, alle Bremskolben mußten gangbar gemacht, alle Bremsbeläge ausgetauscht werden. Nur bei der Federgabel versagte alles. Ich ließ die Luft ab, versprühte literweise Brunox, mobilisierte und befüllte mit nur zwei Drittel des üblichen Drucks: mehr als 4cm Federweg ließen sich nicht mehr herausbringen. Die Trikotage wird wohl für immer einen Rotstich behalten. Nachdem es dann wieder die ganze Nacht regnete, machte ich mir für den morgigen Tag nicht mehr viele Illusionen und ich verbrachte nach einem weiteren Essen im Touri-Bunker mit anschließender Fortsetzung der Schrauberei eine erneut unruhige Nacht.
26.09.10: 7.Platz beim
internationalen Parenzana-Bike-Marathon/Vizinada Alle Masterklassen starteten mit den Damen, Junioren, Jugend- und Hobbyfahrern auf eine 60km-Distanz. Am Start wurden wir ausdrücklich über den desaströsen Zustand der Abfahrten gewarnt, einige besonders schlammige Rutschbahnen wurden offensichtlich aus dem Programm genommen. Vom Beginn weg rollte das große Felöd erst einmal kilometerlang auf der Straße bergab in ein Flußtal. Die Steckerei überstand ich mit ein wenig Ellbogeneinsatz und so fuhr ich vorne in den löchrigen Forstweg am Fluß entlang ein. Sofort wurde ein Höllentempo angeschlagen und wir rumpelten wie die Wahnsinnigen über die Millionen Pfützen. Dabei erkannte ich den desaströsen Zustand meiner Stäbchen und mir schwante Übles. Als Dritter ging ich in den ersten langen und steilen Anstieg. Emotionslos mußte ich die Aussichtlosigkeit erkennen, heute nochmals vorne mitkämpfen zu können. Ich fuhr meinen Rhythmus und benutzte fortan nur noch flüssige Gänge. Heute war mehr Schotter und Teer im Spiel und wir Fahrer versanken nicht ganz. Eine lange, schlammige Passage an einem Kanal entlang war dann aber der Fangschuss für meine Gabel und somit wurden sämtliche Abfahrten, egal wie verblockt, im old style mit Starrgabel gefahren - ein gutes Techniktraining mit tauben Armen! Ganz wohl war mir nach meiner Verletzung nicht dabei, weil meist schwierig da schmierig....... Besonderes Highlight war eine Steilabfahrt über 400Hm hinunter in ein Flußtal. In eine Felswand waren z.T. Serpentinen gehauen, Dornenbüsche (aua, aua!) säumten meist den mal schotterigen, mal schlammigen, mit vielen verblockten Stellen und Erosionsrinnen ausgestatteten Trail, der oft ausgesetzte Stellen mit Absturzgefahr bot. An allen Serpentinen waren Sanitäter postiert und unten standen etliche Krankenwägen bereit. Die meist glitschigen, großen Steine waren brandgefährlich und die Warnschilder zu Beginn der Abfahrt standen da zu Recht. Mit einer funktionierenden Gabel hätte das mehr, aber auch deutlich kürzeren Spaß gebracht. Ich brachte meinen mittelschnellen Rhythmus
durch und mußte mit dem 7.Platz in meiner Altersklasse (12.Gesamt) zufrieden
sein - es ging einfach nichts mehr und somit war dies als ein Training unter
Wettkampfbedingungen zu buchen. Pünktlich nach meinem Zieleinlauf begann
dann ein längeres Unwetter, das alle Straßen in reißende Bäche verwandelte.
Unter diesen Bedingungen war das Säubern von Mensch und Material natürlich
besonders angenehm, aber etwas geht ja immer..... Schließlich saß ich in der
warmen Turnhalle, verspeiste meine fettigen Nudeln mit Fleischsosse, trank
warmes Cola-Imitat, betrachtete die Resultate und begab mich dann auf eine
ereignislose, flüssige Heimfahrt nach München. Nach knapp 6 h Fahrt und
anschließendem Aufräumen war auch dieses Abenteuer beendet und ich fiel um
Mitternacht tot ins Bett. |