Aktuelles: Dominikanische Republik Februar 2001, Vorbereitungs- und Etappenrennen
Vuelta Ciclista Independencia Nacional (UCI 2.5)

 

5.2.2001:
Es ging schon gut los: Flieger in München kaputt, umbuchen, eine Riesen-Warterei und 2 Stunden später als geplant in Santo Domingo, wo wir natürlich nicht wie verabredet von der Rundfahrtorganisation abgeholt wurden. 25 Dollar und ein Taxi später landeten wir nach einer eindringlichen Kostprobe dominikanischer Fahrkunst in einem reichlich abgefuckten Stundenhotel, nach 24 Stunden Reise tot. Unsere Kollegen aus Berlin waren 30 Stunden unterwegs und auch ihr Transfer war problematisch gewesen.

 

6.2.2001:
Die Uhr muss man vergessen hier, der Präsident des dominikanischen Verbandes ließ uns 2 Stunden warten. Nach viel Kauderwelsch um finanzielle und organisatorische Dinge starteten wir nachmittags bei über 40 Grad Hitze im Smog der 2 Millionen-Stadt ein erstes Training. 1 Stunde und 2 Defekte später hatten wir die Stadtgrenze erreicht und hielten eine Krisenbesprechung ab: das konnten wir 2 Wochen lang bis zum Beginn der Rundfahrt nicht so durchziehen! 

Also suchten wir per Rad im nächstgelegenen Touristenressort nach einer Bleibe und wurden mit 4 Appartements bei gleichem Preis wie in der Stadt fündig. Die Rückfahrt durch die rush-hour ließ uns die Richtigkeit unseres Entschlusses erkennen! Nach einem Kleinkrieg mit dem Hotelier, der uns 2 Tage abknöpfen wollte, stopften wir 2 Großraumtaxis voll und eierten "günstig" nach Boca Chica, wo wir zufrieden in sauberer Umgebung erneut in einen todesähnlichen Schlaf verfielen.

 

7.2.2001:
Nach 3 Stunden Training gestern zogen wir heute 4 durch. Zum Trainieren ist es problematisch hier: Wenig Straßen, sehr viel Verkehr, Dauergehupe und mörderische Lkws, man muß echt aufpassen. 

Stündliches Auftragen von Sonnenschutz bei über 40 Grad Hitze konnte bei uns allen das Auftreten von "Abrisskanten" nicht verhindern, sprich es hat uns schön verbrannt. Am Strand sind wir mit unserer Zebrabräunung natürlich die Attraktion, das Meer ist herrlich, alles fast wie im Bilderbuch.

Nach dem schlechten Beginn steigt unsere Stimmung, hoffentlich auch bald unsere Form. Noch geht es recht zäh, nur Heiko Szonn (Berlin) scheint schwer in Form zu sein.

 

8.2.2001:
Die Einheimischen sind eigentlich alle sehr freundlich und sie wollen alle nur Dein Bestes: Dein Geld. Drei Hauptgruppen sind auszumachen: Neger, Kreolen und Latinos, wobei sich einheimische Rennfahrer wahrscheinlich nur aus der letzteren Gruppe rekrutieren, die anderen bewegen sich irgendwie nur sehr ungern aus dem Schatten heraus. 

Recht haben sie und wenn man das ganze Jahr hier leben würde, würde man sich mit Sicherheit nur sehr spärlich an die Sonne wagen. Nur die Touristen legen sich am Strand auf den Grill, es ist schon abenteuerlich. Am Strand will Dir auch irgendwie jeder was andrehen: Getränke, Früchte, Uhren, Ketten, Massage, Maniküre und auch eindeutige andere Angebote, die aber von einer gewissen Gruppe Touristen offensichtlich gerne genutzt werden. 

Wir haben nach den heutigen 3 Stunden Training, das uns wieder nach Santo Domingo führte, woselbst wir unsere Einschreibung zu den Rennen der nächsten 2 Tage hinter uns brachten, beschlossen, täglich morgens um 7 Uhr zum Training zu starten, um der größten Hitze zu entgehen. Ich selbst trage mir stündlich eine neue Schicht Faktor 8 auf, was natürlich die Hautporen zukleistert und das Schwitzen noch mehr fördert. Gestern haben Stefan Rothe (Dresden) und ich nachgerechnet: 10 Liter haben wir mindestens jeder getrunken. 

Steini (Sven Steiner, Berlin) hatte gestern auch ein Erlebnis besonderer Art, als ihm unvermittelt die Kette riss. Schnell war einer der Millionen Motorradfahrer (laut dröhnende, nachtschlafverhindernde Motorräder sind das Hauptverkehrsmittel auf der Insel, meist mit drei Personen + Gepäck bestückt) da, schob Steini ganz cool mit dem rechten Fuß am linken Ausfallende an und die restlichen 5 Renner im Windschatten gestaffelt im belgischen Kreisel hinterher, das Motorrad tat was es konnte (50-60 km/h) und wir hatten unser Finale! 

Nach dem Training belohnen wir uns meist immer mit einem Bad im kühlen Whirlpool in unserem Garten, danach gibt es einen gigantischen tropischen Früchteteller am Strand als Kohlenhydrat-Soforthilfe. Die meisten von uns gehen aber nicht mehr in die Sonne, nachmittags hat es leicht und locker bis 45° C. 

Morgen wird es ernst: ein 10km langes Einzelzeitfahren steht auf dem Programm, übermorgen folgt ein 100km-Rundstreckenrennen, beide Rennen auf einem flachen, schattenlosen 10km-Rundkurs in einem Park mitten in Santo Domingo. Die Hauptprobleme werden die Hitze und der immer herrschende starke Wind sein.

 

9./10.2.2001: Classico Carib Alico, UCI 2.6, 5.Platz (gesamt) 
Endlich die ersten Rennen. Am Freitag gab es ein Einzelzeitfahren über 10km, flach und sehr windig. Nach 1,5 Stunden Anfahrt mit dem Rad und endloser Warterei war ich endlich dran, mit einem Standardrad ohne jegliche Zeitfahrausrüstung wie die Konkurrenz, unsere Leute hatten zum Teil wenigstens noch die Zeitfahrlenkeraufsätze drauf. 

Wie immer, wenn die Form nicht ganz so da ist, suchte ich meine Zuflucht in einem dicken Gang, das Ergebnis war allerdings gar nicht so übel: 6.Platz, 17 Sekunden hinter Wendy Cruz, dem dominikanischen Lokalmatador. Noch besser hat es Andre Kalfack (Berlin) als 4. auf 12 Sekunden gemacht, auch Stefan Rothe (Dresden) als unser Youngster hat als 7. noch einen ausgepackt, allerdings schon auf 30 Sekunden. Heiko Szonn (Berlin), eigentlich unser Mann, fuhr leider Defekt. 

Am nächsten Tag sollte der Start zum 100km-Rundstreckenrennen laut Programm um 1030 Uhr erfolgen, als wir nach unseren obligaten 1,5 Stunden Anfahrt um 10 Uhr eintrafen, lief das Rennen bereits seit 10 Minuten. Englisch sprechende Rennfahrer anderer Mannschaften und auch Trainer sagten uns, daß dies sicher mit Absicht geschehen sei, um uns als Konkurrenz für Wendy Cruz auszuschalten!

Ein Teil unseres Teams war sogar noch Kaffee trinken gegangen, wir anderen drei (Stefan, Rene und ich) protestierten aufs schärfste, wonach kurzerhand die erste Runde als neutralisiert erklärt wurde und wenigstens wir drei noch einsteigen durften, die anderen kamen definitiv zu spät! Andere Länder, andere (Un-)Sitten. 

Wir drei haben uns dann aber teuer verkauft. 15km vor Schluss bin ich unter Missachtung meiner mangelnden Rennpraxis rausgestrahlt, hatte dann aber 2 farbige Kandidaten dabei, die wie Kinder aussahen und in keiner Weise mein Tempo fahren konnten. Über 25 Sekunden kamen wir nicht hinaus und 10km später, bei 5000 m, wurden wir vom Feld geschluckt. 

Blieb noch der Endspurt und mit Rene Obst haben wir einen ganz schnellen Mann. Trotz einiger Abstimmungsprobleme beim Anfahren wurde er Dritter, ich konnte noch auf den 7.Platz spurten und wurde damit Gesamtfünfter, was die Moral doch ein bißchen hebt. Gesamtsieger der Clasico Carib Alico wurde der einheimische Wendy Cruz. 

Man muss aber die Kirche im Dorf lassen und konstatieren, daß das Niveau vielleicht dem eines bundesoffenen Rundstreckenrennens entsprochen hat. Morgen gibt es auf dem gleichen Kurs noch einmal ein 120 km langes Rundstreckenrennen.

 

11.2.2001: Classico CHC
Heute gab es ein nationales Rundstreckenrennen über 120km, an dem aber nur Stefan und ich teilnahmen. Schade, es hätte schon unsere Berliner Großmacht (wir starten ja hier in der DOM bekanntermaßen unter KED BIANCHI TEAM BERLIN) gebraucht, um hier wirklich bestehen zu können, denn nach unseren guten Resultaten der vergangenen 2 Tage wurde vom Start weg attackiert und wir beide schwerstens markiert. Schon nach einer Runde stand der Bock, 11 Mann waren weg. 

Kurz darauf gelang uns die Konterattacke mit 12 Mann, aber hier ist alles ein bißchen anders. Bis auf uns 5 Ausländer arbeitete keiner mit, wir verkürzten unseren Rückstand von 2,5 Minuten auf 30 Sekunden, dann begannen unsere farbigen Kameraden, die bis dato nur geschlaucht hatten, zu attackieren. 

In diesem Kleinkrieg war das Opfer das Tempo unserer Gruppe und damit hatte sich die Sache nach 70km erledigt. Immerhin sind wir knapp 50km richtig flott gefahren, dann wurde aber nur noch gegammelt, weil wir Europäer die Beine hochnahmen, später sind wir dann raus, es war nicht mehr auszuhalten. Überdies gab es nur 4 Preise, für den Ersten 200 Pesos (= DM 25.-)! Das Startgeld beträgt allerdings auch nur 20 Pesos. 

Etwas nervig ist zur Zeit das Wetter. Glühendheiß, aber ab Mittag gibt es immer wieder tropische Regengüsse, die die Strassen in reißende Ströme verwandeln, da kann man sich nur unterstellen und warten. Diese Prozedur ziehen wir seit drei Tagen immer nach den Rennen durch. Angeblich gibt es hier im Februar im Schnitt nur 4 Regentage, die hätten wir jetzt ja schon

 

14.2.2001:
Montag haben Stefan und ich uns nach den drei Radrennen einen Ruhetag gegönnt, der uns auch richtig gut getan hat, Strandleben (nicht zu lang!) und gammeln satt. Die anderen haben ihren Dreierblock mit 6 Stunden flach begonnen. 

Gestern sind wir beide dann wieder mit eingestiegen, wir sind 80km zu einem Pass hingefahren, Kraft mit Rad (z.T. mit Rhythmuswechseln) hinauf, auf der anderen Seite hinunter und wieder hinauf, alles recht schnell. 

Schon auf der Anfahrt ging es mir irgendwie komisch, die ganze Haut voller Hitzebläschen und Kopfweh, Kraft war einigermaßen da. Bei der ersten Auffahrt war Rückenwind gewesen, die Luft stand total still. Nach 20 Minuten Keulerei ging auf einmal bei mir nichts mehr, als wenn mir die Beine abgesäbelt worden wären, dazu war mir auch noch viehisch schlecht und schwindlig. Die restlichen Auffahrten hing ich grob hinterher, ganz klar, ich hatte mir einen kleinen Sonnenstich eingefangen. 

Zu allem Überfluss verpassten mich die anderen auch noch und so eierte ich 2,5 Stunden von Tankstelle zu Tankstelle, Plastiksäcke mit Eiswürfel im Genick und überall am Trinken wie ein Kuh. Zu Hause warf ich mich in den Pool, daß es nur so zischte. Nachts fror ich noch ziemlich, zwei Mal mußte ich mich noch übergeben, mit Schlafen war nicht viel, morgens war es aber schon viel besser. 

Nach einem ordentlichen Frühstück absolvierten wir 180km mit starkem Wind, welligem Gelände und einem 35er-Durchschnitt, wobei es mir erstaunlich gut ging (mit Ärmlingen und Sonnenschutzfaktor 25). Ob das die richtige Therapie war? Die nächsten Tage werden es weisen, morgen ist auf jeden Fall Ruhetag. 

Den anderen geht es sehr gut, keine Ausfälle zu vermelden. Heiko und Andre werden bei der Vuelta nächste Woche sicher gut im Gesamtklassement fahren, unter den ersten Zehn, meine ich. Rene schätze ich bei den Sprintankünften ganz stark ein. Unser Youngster Stefan wird sich teuer verkaufen, gleiches werden Steini und ich versuchen, meine Wenigkeit besonders auf den Flachetappen, wo ich auf eine ordentliche Windkante hoffe, bei den Bergen muß ich sicher sehr schwer kämpfen. Mannschaften aus 17 Nationen werden am Start sein.. 

 

15.2.2001:
Heute war wieder ein ruhiger Tag angesagt, bevor wir morgen den abschließenden Dreierblock vor der Rundfahrt beginnen werden. Schön langsam bin ich etwas frustriert von dieser Insel und ich denke, den anderen geht es genauso. Man erwartet sich ein wunderschönes Land, ein begehrtes Reiseziel, Karibik, Tropen, Meer, alles Zauberworte. 

Wir Rennfahrer verlassen jedoch im Gegensatz zum Pauschaltouristen auch einmal die geschützten Hotelressorts und erleben das Leben, wie es in der DOM wirklich ist. 

Es ist einfach eines der ärmsten Länder der Erde, mit drängenden Umweltproblemen und einer verschwindenden Minderheit, die das Geld hat. Der Verkehr ist eine Katastrophe, uralte Autos, völlig verrostet, rauchend und stinkend, daß es einem den Atem nimmt. Wir alle gehen wohl zum ersten Mal in unserer Radfahrerkarriere mit der Bürste zum Duschen, um den Film aus Sonnencreme, Straßenabriebsstaub und Autoabgasen wieder einigermaßen abzubekommen. 

Die Strassen sind beidseitig mit Müll gesäumt, überall raucht und stinkt es, denn der Abfall wird einfach angezündet, egal was es ist. Selbstverständlich wird alles ungeklärt ins Meer eingeleitet, in Santo Domingo sogar ganz offen, mit Müllkippe und Warnschildern. Es gibt bis auf einige Parks keine Primarwälder mehr, alles abgeholzt. Sicher wird es noch ein paar idyllische Plätze auf der Insel geben, wir haben sie bis dato noch nicht entdeckt.

Bedrückend ist auch die allgegenwärtige Präsenz von schwerbewaffneten Sicherheitsleuten, jede Bank, jedes Hotel, jede Tankstelle, jeder größere Supermarkt hat einen Gorilla mit mindestens einer pump-gun, drunter geht es nicht.

Die Masse der Menschen führt mit Sicherheit einen ganz harten Existenzkampf, ganz positiv für sie muß man konstatieren, daß sie dies wirklich scheinbar locker und unverkrampft tun. Musik und Singen gehört zu ihrem Leben und deshalb dröhnt einem in jeder noch so kleinen Ortschaft unglaublich laute Musik aus jeder Bar und aus jedem Geschäft entgegen und jeder will den anderen übertönen.

Dies ist auch unser aller Hauptproblem: Ständiger Lärm, Tag und Nacht, immer gehen die Motoren, plärren Radios, Fernseher, etc. und alles gleichzeitig. Irgendwie potenziert sich alles. 

Wir sind alle froh, wenn die Rundfahrt am Dienstag anfängt, dann können wir uns ausschließlich auf das Rennen konzentrieren. Zum Urlaub machen, da bin ich mir sicher, wird keiner mehr hierher kommen.

 

16.2.2001:
Heute haben wir es uns nochmals richtig gegeben, sehr schnelle flache An- und Rückfahrt, jedoch bei stürmischem Wind zu unserem Pass (mein "Sonnenstich-Berg"), dort fuhr jeder seinen Rhythmus. Nach 6 Stunden war wohl jeder, aber auch wirklich jeder, deutlich ausgelastet!

Man muß wirklich sagen, wir fahren hier sehr schnell trainieren, immer Scheibe und je nach Gelände mit einem 33-36er-Schnitt. Mir ist es recht, ich fahre gerne schnell trainieren und ich will auch die Rundfahrt zur Vorbereitung nutzen. Aber ob wir alle so frisch in diese hineingehen werden?

 

17.2.2001:
Was schrieb ich noch gestern vom schnellen Trainieren? Gewisse Zweifel kommen jetzt wohl auch den größten "Trettieren" und statt der gleichen Runde wie gestern gab es heute nur 4 Stunden flach bis leicht wellig, allerdings mit einigen EB-Einschüben. Jetzt noch zwei Tage mit jeweils 2 Stunden leichtem Training und dann geht es los! 

Leider sind hier in diesem feuchtschwülen Klima wieder meine üblichen Sitzbeschwerden deutlich schlimmer geworden, aber auch die anderen sind wohl nicht ganz frei davon.

 

18.2.2001:
Heute waren 2,5 Stunden Grundlage im flachen Gelände dran, anschließend waren wir wieder mal am Strand. Gut, das bald die Rundfahrt anfängt, die Sache fängt an teuer zu werden. Das Preisniveau hier ist ungefähr drei Mal so hoch wie in Deutschland, z.B. das billigste Duschgel 6.-, 1 Liter H-Milch 3.-, Cornflakes 10.-, etc.. Wie das die Einheimischen hier machen, bleibt mir ein Rätsel.

 

19.2.2001:
Nach langem Warten kam heute Mittag endlich der versprochene Bus der Organisation der Vuelta, packte unsere Koffer, unser Material und unseren "Mechanico" auf, aber alles schön langsam. Wir Renner sind mit dem Rad in die Stadt, noch einmal 1,5 Stunden die Beine locker gedreht. Kaum waren wir im Hotel (übrigens dasselbe, aus dem wir bei unserer Ankunft in diesem Land so hektisch geflohen sind - Ihr wisst schon, das Stundenhotel), begann das Chaos. Niemand wußte irgendetwas, wir mußten zu dritt auf die Zimmer, etc.. 

Gott sei Dank hatten wir bei der Clasico Carib Alico einen Schweizer kennen gelernt, ein früherer Renner, der jetzt hier lebt und nun aus Spaß an der Freude unseren Mannschaftsleiter macht, das entlastet Sven, unseren Mechanico, doch ungemein. Irgendwie kamen wir dann doch nach vielen Irrungen zu einem Mittag- und zu einem Abendessen. Bin gespannt, wie das die nächsten Tage weitergeht, niemand weiß hier Bescheid, wen Du auch ansprichst - nur Schulterzucken. Englisch scheint überhaupt niemand zu können.

 

20.2.2001: 1.Etappe Santo Domingo, 96km, 10.Platz
Frühstück gab es mal schon keines, irgendwo tauchten ein paar lappige Sandwichs auf, ansonsten war dezentrale Beschaffung angesagt. Der ganze Zeitplan war kurzfristig umgestoßen worden, denn der Präsident der Dom.Rep. wünschte den gesamten Tross vor seinem Palast zu empfangen und auf die Reise zu schicken. Nach stundenlangem Warten auf dem glühendheißen Asphalt, langen Reden, Militärparade, Marschmusik und einem Transfer per Rad durch die halbe Stadt ging es endlich los. 

Wieder waren wir auf dem obligaten Rundkurs mitten in der Stadt zugange, das Rennen wurde auf 96km verkürzt, denn wir waren mal locker 3 Stunden verspätet. 17 Nationen sind am Start, wir sind die einzigen Europäer, ansonsten gibt es noch 2 US-Teams und sonst nur süd- und mittelamerikanische Mannschaften, die natürlich jetzt alle voll in ihrer Saison stehen. 

Besonders zu beachten werden die Venezuelaner sein, die gerade ihre Heimrundfahrt, die Vuelta al Tachira im Januar gewonnen haben. Die sollen sehr stark am Berg sein. Hier allerdings ist es überwiegend flach und Windkante ist angesagt, 2 knackige Bergetappen wird es aber geben. 

Nun zum Rennen: Ich muss sagen, soviel Spaß hat es schon lange nicht mehr gemacht! Nicht nur daß wir sechs alle immer im Bilde waren und uns alle immer im ersten Viertel des Feldes aufhielten, wir haben alle Attacken gekontert bzw. immer einen dabei gehabt, dazu haben wir noch 3 Wertungen auf Zwischensprints angefahren und Rene dürfte sich das Punktetrikot gesichert haben. 

Mir ging es super, dreimal habe ich die Sprints angefahren, dreimal bin ich selber attackieren gegangen und die anderen hatten ganz schön zu tun, um die Gruppen zurückzuholen.

Aus meinem letzten Angriff ergab sich dann die Entscheidung: 6km vor dem Ziel gingen ein Ami und ein Venezuelaner, ich hinterher, dachte schon, daß dies heute mein Tag sei, denn ich konnte die beiden fast spielend verbrauchen und donnerte allein auf das Ziel zu. Noch einmal aber kam das Feld auf und Kalle nutzte 3,5km vor dem Lappen den Schwung des Zusammenschlusses, setzte sich alleine in Verfolgermanier ab und ZOG DAS DING DURCH!!!!

Wir bremsten fleißig und im anschließenden Massensprint wurde Rene noch Dritter, Steini 6. und ich konnte noch 10. werden. Allerdings war das schon ein heißes Gewackel, da wurde mir etwas schwül unter der Perücke! 

Noch haben wir kein offizielles Ergebnis, aber Kalle müßte morgen der Mann im Gelben sein und Obstl der Träger des Punktetrikots! Ein Supereinstand unseres Teams (das mit dem weitesten Anreiseweg) und danach war die Hochachtung und der Respekt des Pelotons und des Publikums deutlich, im Moment sind wir die großen Stars hier! 

Morgen gibt es 120km flach, wahrscheinlich mit Windkante nach La Romana, dort gibt es übermorgen noch eine Flachetappe. Ob es dort einen Internetzugang geben wird? Ich werde mich bemühen. Seid gegrüßt, Hardi.

 

21.2.2001: 2.Etappe, Santo Domingo - La Romana, 120km
Heute ging es flach 120km von Santo Domingo nach La Romana. Eigentlich wollten wir es nicht, aber die Straßen waren so schlecht, die Attacken so heftig und der Wind so stark, dass wir uns komplett eingereiht haben, hohes Tempo gefahren sind und so jegliche Attacke und Gefahr für das gelbe Trikot vermeiden konnten. Allerdings kostete das recht viel Kraft, vielleicht wäre etwas weniger Brechstange besser gewesen. Daneben haben wir noch 3 Wertungssprints für Rene Obst angefahren, der sein Punktetrikot souverän verteidigt hat. Im Finale waren wir dann ganz schön verbraucht, mehr als der 10. durch unseren Gelben war nicht drin.

 

22.2.2001: 3.Etappe, La Romana - La Romana, 114km, 11.Platz
Wir haben vielleicht einen dicken Hals. Nicht nur das Unterbringung und Verpflegung an der alleräußersten Schmerzgrenze sind (wir sind jetzt 2 Nächte in einem Sportlerheim mit Massenunterkunft), andauernd werden wir im Sprint übersehen, wahrscheinlich mit Absicht und das ist alles sauer verdientes Preisgeld, angeblich in Schweizer Franken! In der 1.Etappe wurde Steinis 7. und mein 10.Platz nicht gewertet, gestern der 10. von Kalle nicht. Sie haben hier keinen Zielfilm und das bei einem UCI 2.5-Rennen!

Wahrscheinlich haben wir deshalb heute ein solch dickes Ding gebracht. Es ging über 114km flach, aber sehr windig von La Romana nach La Romana. Sobald der Wind günstig stand, haben wir uns vorne eingereiht, sind gekreiselt wie ein Zug und haben das gesamte Feld auf die Kante genommen. Stefan hat leider den Anschluss verpaßt - war vielleicht besser für ihn, denn das hat richtig weh getan. Wir vier ackerten und Kalle spielte den Büchsenöffner. Das Feld hat es total verbraucht und es kam zu erklecklichen Rückständen. Wir kamen mit 13 Mann an, wobei 8 Mann den ganzen Tag im Dreck gefahren sind. Trotzdem haben uns die Schlaucher größtenteils abgesprintet, Kalle als der Frischeste wurde 2., Obstl noch 4., Steini 8., Heiko 10., ich 11., wir drei letzteren hatten auch noch voll den Sprint angefahren, aber das hat nicht so viel gebracht. Nun sind wir fünf alle unter den ersten 10 im Gesamtklassement! Leider haben wir 2 Venezuelaner nicht weggebracht, das wird an den Bergen noch gefährlich werden. 

 

23.2.2001: 4.Etappe, La Romana - La Plata, 170km
Kalle wurde gestern auf 6 gesetzt! Wir wären bald komplett aus Protest aus der Rundfahrt ausgestiegen, aber dann gab es ein Zeitungsbild heute früh vom Zieleinlauf und die unfairen Kaffer mußten zähneknirschend ihre Fehlentscheidung zurücknehmen. Danach waren 170km von La Romana nach Monte Plata, flach, im Finale wellig, dran. 

Alle waren im Feld müde und alle haben uns angeschaut, aber wir haben erst einmal nichts gemacht. So sind zwei Gruppen weggelaufen und es hieß wieder kneten, allerdings voll nur, wenn wir dem Feld auf der Kante weh tun konnten, ansonsten eher easy. Fünf sind sehr lange vorne geblieben, bis auf maximal 5min Abstand. Schließlich wurden auch andere Mannschaften nervös und stiegen mit ein, später haben wir sogar gar nichts mehr machen müssen. War allerdings höchste Zeit, denn wenn ich für mich sprechen darf, ich stand ab km 2 im Wind (da hatte unser Gelber gleich Defekt und es hieß Nachführarbeit) und irgendwann war ich gut bedient und froh, als ich nach 120km aus der Führung gehen durfte. Ob ich so meinen Gesamtzehnten halten kann, ist eher zweifelhaft. 

Das Finale war dann stellenweise ultrabrutal, Temposchwellen in den Ortschaften, kratertiefe Löcher und irrwitzige Bahnübergänge sind in diesem Land normal und die letzten 2km waren mir einfach zu blöd. Nicht so Rene, Kalle und Stefan, die in einem fulminanten Massenspurt die Plätze 2, 3 und 10 belegten! Bezüglich der Trikots und des Gesamtklassements müßte alles beim alten geblieben sein. 

Morgen gibt es zwei Halbetappen, vormittags 80km flach, nachmittags 80km mit einer sehr schweren, wahrscheinlich rundfahrtentscheidenden Bergankunft. Einige Mannschaften werden 39/25 montieren!

 

24.2.2001: Etappe 5a, Santo Domingo - Bonao, 80km
Nachdem wir 5 Fahrer zeitgleich unter den ersten 12 hatten (ich bin inzwischen auf den Gesamtneunten vorgerückt), war das Kalkül klar für heute Vormittag: da ich wohl heute Nachmittag von allen am ehesten Schwierigkeiten in den Bergen bekommen würde, sollte ich attackieren oder in Gruppen mitgehen, um die Venezuelaner zur Arbeit und zum Kräfteverschleiß zu zwingen. Steini und Obstl sollten genauso handeln, aber erst in zweiter Linie.

Also meine große Chance, eventuell einmal bei einer Rundfahrt ins Gelbe zu schlüpfen! Irgendwie haben sich das aber alle Mannschaften ähnlich gedacht, denn vom Start weg wurde wie verrückt attackiert und das ganze auf einer Autobahn, meist leicht bergauf und mit ungünstigem Wind, wo es so richtig wehtat, wenn man alleine im Wind stand. Angriff folgte auf Angriff, wir taten unser möglichstes, aber konnten einfach nicht alle Attacken mitgehen. 

Schließlich stand der Bock mit einem Fahrer, der 90 Sekunden hinter Kalle in der Gesamtwertung lag, also eigentlich nicht unbedingt gefährlich war, aber es war ein Dominikaner und es roch schon wieder nach Amigomethode, sprich nach Benzinfahren, denn die Gruppe rollte weg, obwohl das Feld schnell war.

Schließlich auf den letzten 15km das gewohnte Bild: 6 Berliner klotzten an der Spitze des Feldes, daß es nur so rauchte, der Vorsprung verringerte sich dramatisch, trotzdem war Kalle sein Trikot um knapp 30sek los, schade! So sah das also aus mit unserem "Kräfte sparen und die Venezuelaner arbeiten lassen"! Die haben sich wahrscheinlich einen gegrinst! 

 

24.2.2001: Etappe 5b, Bonao - Jarabacoa, 77km
Nach einer 4-stündigen Pause ging es mit bleischweren Beinen inmitten eines tropischen Regengusses los, die ersten 40km waren flach, aber Heiko hatte erst mal platt: wieder kneteten, aber das Feld war noch einigermaßen langsam und wir kamen relativ schnell hin. 

Bis zum Berg (es war wieder trocken geworden) waren wir alle schön in der Spitze versammelt, die Tachira-Mannschaft aus Venezuela kreiselte vorne vor sich hin. Eine 20km-Bergankunft stand uns bevor und über die Steilheit der Rampen kreisten die übelsten Gerüchte im Peloton. 

Schon am Beginn der ersten Steigung, in die sprintmäßig hineingefahren wurde, explodierte das Rennen und damit auch das Feld. 4km, davon eine 700m-Rampe, an der ich 39:25 (!) benutzte, dann eine steile und glitschige Abfahrt, in der ich riskieren mußte, schließlich wieder zurück auf die Autobahn. Es hatte sich alles sortiert, vorne eine größere Gruppe mit 4 Berlinern, dahinter eine Verfolgergruppe mit Steini und mir (ich war da bergab und auf der Autobahn hechelnd hineingefahren), dahinter komplett alles zerlegt.

Dann ging es aber richtig los: 10km Steigung, fast ohne Serpentinen, sehr steil (39:23). Es schüttete, ein richtiger tropischer Wolkenbruch, die Straße hatte sich in ein Bachbett verwandelt, ein rotbrauner Fluss mit Schlamm und Geröll kam uns entgegen. Dazwischen die stinkenden Servicewagen samt dem kompletten normalen Verkehr, inklusive hunderter Mopeds, deren Fahrer uns alle angafften. Alles zusammen mit einem Höllenlärm und inmitten einer blauen Abgaswolke, so daß man bald erstickte.

Vorne kam es wie erwartet: Guevara, der stärkste Venezuelaner, gewann. Zweiter sein Landsmann, Dritter schon Heiko! Kalle verlor als etwa 15. einiges, Stefan fuhr ausgezeichnet (auf 4min), Obstl und Steini hielten sich gut (7 bzw. 9min), ich kam einigermaßen durch (11min). 

Danach ein Chaos: wir sollten in einem Kloster in Massenunterkünften pennen. Im offenen Pick-Up (unser Begleitwagen) stand auf der Ladefläche das Wasser fußhoch, alle unsere Koffer waren durchnäßt. Hotels waren alle ausgebucht. Schließlich fanden wir ein annehmbares Guesthouse, die haben sogar für uns gewaschen, trocken geworden ist natürlich nichts und die Duschen waren, wie in der DOM üblich, kalt. Was für ein Tag!

 

25.2.2001: 6.Etappe, Jarabacoa - San Francisco, 160km
Gott sei Dank war wieder schönes Wetter heute. 160km von Jarabacoa nach San Francisco waren angesagt und die Venezuelaner machten Tempo. Obstl holte sich wieder wichtige Sprintpunkte, Heiko als nun Gesamtdritter passte wie ein Luchs auf. 

Gegen Ende wurde es recht wellig mit richtig Ekeltempo, im Finale dann flach und es gab eine richtig gute Windkante, allerdings waren brutalste Löcher in der Straße. Wieder waren wir alle komplett vorne und das Feld zerriss. Kalle konnte sich etwas absetzen und wurde 4., ist jetzt im Klassement 80sek hinten. Er trägt übrigens in Vertretung für den Gelben das Punktetrikot, was ihm doch einiges an Moral gibt. 

Nach der Etappe sollten wir wieder zurück in das Kloster und morgen von dort aus um 6 Uhr in der Früh ein Transfer nach Santiago. Wir haben abgewinkt, haben uns wieder ein Guesthouse in Santiago gesucht und waren am nächsten Morgen ohne Aufwand am Start.

 

26.2.2001: 7.Etappe, Santiago - Mao, 160km
Zweite große Bergetappe. Zwei große Bergwertungen gleich zu Beginn der Etappe, eine kleinere in der Mitte, flach am Ende, so lautete das heutige Menü. Sofort ging die Post ab und nach den 2 Bergen gab es vorne 35 Mann mit 4 Berlinern, Stefan und ich waren hinten in einem 50 Mann starken Feld.

Zwei rasante Abfahrten und eine Aufholjagd zu zweit später war ich in einer kleineren Verfolgergruppe etwa 150sek hinter der Spitze, zum Kreiseln sind sie hier in diesem Land aber nicht fähig und so schloss von hinten Grüppchen um Grüppchen auf, bis wieder diese 50 Mann standen. Schade. 

Vorne holte Obstl zum Geniestreich aus und gewann diese Etappe!!! Wir hinten bekamen statt 150sek bzw. Wiederanschluß 13min an die Backe, allerdings hatte ich dadurch eine sehr ruhige zweite Tageshälfte. 

Nach der Etappe gab es einen übelsten Transfer nach Santiago, 4 Stunden im Stop and Go, zusammengepfercht in einem Bus, die Räder dazwischen.

Da kam einiges an Lackschäden dazu, aber das ist den Leuten hier egal, mir tut es in der Seele weh. Übernachtung und Essen in einem Ableger des Landwirtschaftsministeriums in einem Park waren wirklich erstmalig gut und erholsam. 

Übrigens, wir wissen nun, was es mit dem Essen, das wir immer als Fastfood in entsprechender Plastikverpackung erhalten, auf sich hat. Es gibt in der DOM breite Bevölkerungsschichten, die zu arm sind, um ihr tägliches Essen selbst zu erwirtschaften. Überall im Land gibt es deshalb Großküchen mit Armenspeisungen, an denen also auch wir teilhatten. So arm dran sind wir also. 

 

27.2.2001: 8.Etappe, Santiago - Santo Domingo, 155km
Schlußetappe. Eine leicht wellige Autobahnfahrt mit meistens Rückenwind, zum Schluß Windkante und ein 47er-Schnitt kam uns eigentlich entgegen, da sollte für Heiko als Gesamtdritten nicht mehr viel passieren, so dachten wir. Obstl stellte den Gesamtsieg im Sprinttrikot sicher, ich habe mich sehr für ihn gefreut und bin froh, daß ich in der Sprintvorbereitung häufig helfen konnte.

Schließlich aber ging der dominikanische Volksheld Wendy Cruz und ein Mannschaftskollege und obwohl die Venezuelaner mit konstant 45 Sachen dahinbollerten, bauten die Typen ihren Vorsprung aus. Das roch so deutlich nach Benzinfahren, daß schon alle im Feld die Köpfe schüttelten, selbst die Einheimischen. 

Erst stiegen Stefan und ich vorne mit ein, um den Venezuelanern zu helfen, schließlich kam Steini mit dazu und mit weit über 50km/h kam die Sache auf Schwung und nach viel Arbeit die zwei auch zurück. Natürlich war ich etwas angeknackst, blieb aber in der Staffel, denn im Finale gab es Rückenkante und Attacken. Unangenehm war, daß wir inzwischen in die Hauptstadt eingefahren waren, es gab viel Glas, Löcher, Zu- und Abfahrten und auch noch laufenden Verkehr. 

Schließlich zerlegte sich das Feld, gerade wollte ich das Loch schließen, denn wieder hatte einer reißen lassen (Windkante ist nicht die einheimische Spezialität!). Mit Blick auf den Tacho registrierte ich auf einer kleinen Abfahrt 72 km/h, vollste Rückenkante, als ein Neger vor mir sein Vorderrad in einem klaftertiefen Loch parkte und sich überschlug. Seinem Rad konnte ich noch ausweichen, ihm nicht, dann nahm ich eine Bodenprobe, wie man sie sich niemals in seiner Karriere wünscht! 

Ich bin, glaube ich, 50m gerutscht, habe mich zig Mal überschlagen (der Kopf war immer aus dem Spiel) und blieb benommen liegen. Am ganzen Körper die Tapete ab, überall Prellungen, aber mehr war nicht, was für mich schon an ein Wunder grenzt, da hätte wirklich ALLES passieren können! Das Rad war Schrott, Sattel abgebrochen, Rahmen mehrfach eingedellt und jedes nur denkbare Teil war voll abgekratzt. 

Mit dieser Schrott- und Klapperkiste bin ich die letzten 7km im Stehen ins Ziel gefahren, habe nochmals 6min verloren, war eigentlich egal, ob nun Gesamt-42. oder -44., aber es war absolut unnötig. Die ganze Rundfahrt lang keinen Defekt, niemals eingelocht und dann so etwas! 

Vorne gab es nochmals Grund zum Feiern: Heiko war in einer kleinen Gruppe abgefahren, Dritter geworden und hatte sich nun tatsächlich noch auf den Gesamtzweiten vorgearbeitet! Obstl war 5. und Steini 8. geworden. Kalle ist nun Gesamtachter, in der abschließenden Mannschaftswertung wurden wir Dritter. Daneben sind wir noch in der Punkt- und Bergwertung vorne dabei. 

Abends bei der Siegerehrung gab es ein paar protzige Pokale (Plastik), aber auch einige Ernüchterungen: Die Preisgelder sind nicht, wie international üblich in SFr, sondern in Pesos! Außerdem wird es erst nach Eingang der Dopingkontrollergebnisse ausgezahlt, in etwa 6 Monaten, wenn überhaupt! Das Reisegeld sind uns die Brüder auch schuldig geblieben, obwohl wir bis zu unserer Abfahrt hartnäckig dranblieben. Das hätte sogar bald bis zum ganz großen Unfrieden in unserem Team geführt, aber es war einfach ein einziges, riesiges Abschlußchaos! 

Mein Rad konnte ich noch zu einem guten Schrottwert verkaufen, in diesen Ländern sind Kratzer und Macken scheinbar egal.

Wegen der Schneekatastrophe in den USA konnten wir auf Kosten der Fluggesellschaft noch einen Tag länger in einem 4-Sterne-Hotel bleiben, was wir aber eigentlich gar nicht wollten.

Drei Stunden Wartezeit in der Schlange zum Einchecken am Abflugtag sparten wir uns höchst elegant, indem ich einen Großteil meiner Abschürfungen freilegte, urplötzlich sich mein Humpeln ins Uferlose verstärkte und gestützt von Stefan und einem Bodensteward direkt ins Flugzeug geführt wurde!

 

(Fotos)

 

Nachtrag:
Ein Jahr später sind wir mittels Beschwerdebrief bei der UCI dann endlich an unser Reise- und Preisgeld gekommen, eine schwere Geburt, bei der Kalle eine sehr unglückliche Rolle gespielt hat!