Aktuelles: Besuch des Vereinspräsidenten am 1.12.2004

 

Servus,

Leider waren gestern Abend nicht so viele von Euch beim Vereinsabend anwesend, obwohl wir doch höchsten Besuch hatten und die Sache sehr interessant zu werden drohte.

Denn sowohl Ferdl (der Abteilungsleiter, Anm.d.V.) als auch ich machten sehr deutliche Winke mit den berühmten Zaunpfählen, die Reaktion des Präsidenten bewerteten die Anwesenden als schwach und sehr von oben herab.

Ferdl gab einen recht detaillierten Jahresbericht über die Aktionen der Gesamtabteilung. Er verwies auf unsere deutliche Steigerung der Mitgliederzahlen entgegen der Gesamtvereinstendenz. Er ging auf das Problem von zu wenigen Übungsleitern ein und schlug als Anreiz für die Ausbildung eine Teilübernahme der Ausbildungskosten durch den Verein vor. Desweiteren kritisierte er den mangelnden Infofluss im Verein, die fehlende Transparenz und gab mehr oder minder zu verstehen, daß man sich im Verein schon neuere Strukturen und Anpassungen überlegen müßte, um für die Anforderungen der neuen Zeit gerüstet zu sein. Das war schon recht deutlich.

Dr. Sprey, schon der Statur nach ein Aussitzer besten Kohlschen Ausmaßes ließ in seiner Anschlußrede derlei Dinge völlig ungerührt von sich abprallen. Er stellte ausschließlich Zahlen dar: Mitglieder und deren Schwund, Abteilungen, Übungsleiter, erhöhte Kosten und Gebühren, verteidigte die Mitgliederbeitragserhöhung, bedauerte die nebulöse Etatlage der bayerischen Staatsregierung im betreffenden Ressort und war sichtlich stolz darauf, daß der Verein noch finanziell gesund sei, denn: "Schulden machen käme für den TSV nicht in Frage!" Dies alles wirkte eher wie ein kleiner Buchhalter denn wie ein Mann, der einen Großverein bestens gewappnet und mit viel Übersicht, neuen Ideen und Visionen in eine vollkommen andere Zeit, was Vereine allgemein anbelangt, führt. Enttäuschend.

Noch dazu gab er mir dann eine Steilvorlage, als er ausführte, der TSV sei ein Breitensportverein, in dem nur 4 Abteilungen Leistungssport betreiben würden: Volley-, Basket-, Handball und Turnen. Die anderen Abteilungen müßten durch ihr Beitragsaufkommen diese vier auch mitfinanzieren. Damit kam er mir gerade recht.

Ich führte dann unseren steilen Aufstieg von Null bis zu einem geachteten bayerischen Rennteam auf, den großen finanziellen, zeitlichen und motivationalen Einsatz der Renner, ihre Bewährung in internationalen und bundesoffenen Renneinsätzen. Ich stellte die sportliche Wertigkeit unseres Tuns auf die mindestens gleiche Ebene der Masse der Ballsportarten, beschrieb das stete Wachsen des Teams bei gleichzeitiger Stagnation unseres Minietats. (Für meine ewige Lügerei komme ich sowieso in die Hölle, wie an anderer Stelle schon ausgeführt).

Trotz der angespannten finanziellen Lage, derer wir uns alle in der Radsportabteilung bewußt wären, stellte ich die Frage, ob im Präsidium überhaupt anerkannt und wahrgenommen würde, daß hier bereits mehr als nur ein zartes Pflänzchen am Wachsen sei, als Indiz führte ich u.a. unsere Medienpräsenz an. Relativ energisch machte ich darauf aufmerksam, daß auch unser Radrennteam hochklassigen Leistungssport betreibt und wir doch als fünfte Sparte eines solchen Tuns anzuerkennen seien.

Als Indiz für unsere Zweifel führte ich das Beispiel unseres Schwellentests vor einigen Wochen an, wo Dr. Sprey uns wie ein Hausmeister von der TSV-Leichtathletikbahn wegekelte (während zur gleichen Zeit Türkenkinder mit Skateboards die Bahn ruinierten und versuchten, die Hochsprungmatten anzuzünden).

Die Darstellung meiner eigenen Notlage als Quasi-Berufstrainer im Radrennteam zu ehrenamtlichen Entlohnungsbedingungen hätte ich mir sparen können, da war noch weniger als null Interesse vorhanden. ("Bedauerliches Einzelschicksal?")

Lapidare Antwort von S. in zwei Hauptsätzen: Der Verein würde wohl bemerken, welch gute Arbeit bei uns geleistet werden würde, aber es wäre nicht mehr Geld für uns drin. Das war es.

Mir ging es ja weniger um die pekuniäre Seite der Medaille, als vielmehr um die Anerkennung unseres Tuns beim Verein/Präsidium. Wenn man sich jetzt noch die Tatsache vor Augen führt, daß Ferdl in 2004 mit 10(!) Anträgen auf Unterstützungen kläglich gescheitert ist, wird einem klar, daß unser Treiben mit mehr als nur Vorbehalten gesehen wird, DENN WIR KÖNNTEN JA MAL EIN KOSTENFAKTOR WERDEN! Traurig. Ich kann jetzt die deutliche Aussage des Bürgermeisters Dr. Knapek verstehen, der da seinerzeit bei unserer Ausfahrt mit ihm sagte, dieses überalterte Präsidium gehöre einfach weg und ausgetauscht. Nach gestern Abend bin auch ich überzeugt, daß von dieser Seite aus keine neuen Impulse mehr kommen werden.

Vor dem Angesicht dieser vorhandenen WIRKLICHEN Probleme relativieren sich unsere periodisch wiederkehrenden Popcornaufplatzer denn doch sehr deutlich. Die Konsequenz für uns kann nur sein: wir müssen als Team noch enger zusammenrücken, mit starkem Schulterschluss unseren begonnenen semiprofessionellen Weg weiter gehen, mit Disziplin und Beharrlichkeit unsere Ziele erreichen, das ist unsere einzige Chance.

Was sind unsere Ziele für 2005?

Ich will in der kommenden Saison in der Mehrzahl B-Fahrer formen, mindestens aber sattelfeste C-Fahrer, die auch zu eigenen Rennaktionen fähig sind. Dazu glaube ich, daß mindestens zwei A-Fahrer realistisch sind. Manu muß endlich bei der U17 gemäß seinen Anlagen durchstarten. Die Situation bei den Damen kann ich nicht abschätzen, ich hoffe, ich werde angenehm überrascht.

Vor dem Hintergrund des Geschilderten muß kurz- bzw. mittelfristig die Wertigkeit von "Problemen" unbedingt relativiert werden. Dazu - und ich habe bereits damit begonnen - werde ich meinen Führungsstil problembezogen anpassen:

Gesteigert autoritär
bei selbstverständlichen Dingen, bei denen ich mich nicht mehr aufhalten mag und wo ich meine Kraft und meine Energie bisher verschleudert habe (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, engagiertes Mitziehen im Trainingsprozess, Material- und Körperpflege, "Kleiderordnung" und dergleichen mehr). Wer bei diesen selbstverständlichen Basics schon abplatzt, dem ist nicht zu helfen, der soll woanders hobbyradfahren. Eventuelles Lamentieren Zartbesaiteter, die meinen, alles auf der Welt, so wie sie es mit ihrer geringen Lebenserfahrung kennen, müßte nach ihrem Gusto laufen, nehme ich mit einem müden Arschrunzeln in Kauf.

Kooperativ führend mit der Rückenstärkung eines stabilen Superteams da wo es wirklich angezeigt ist und sich lohnt: Probleme im persönlichen Umfeld (Beruf, Studium, Gesundheit), ungeplante Formschwankungen, Beratungen in allen Feinheiten des Rennfahrergeschäfts (da habe ich was zu bieten!), Taktik (!!!!) und solche wirklich wichtigen Dinge. Ich denke, ich handle da in Eurem Sinne.

Grüße, Euer Thomas