Servus,
Leider waren gestern Abend nicht so viele von Euch beim Vereinsabend anwesend,
obwohl wir doch höchsten Besuch hatten und die Sache sehr interessant zu werden
drohte.
Denn sowohl Ferdl (der Abteilungsleiter, Anm.d.V.) als auch ich machten sehr
deutliche Winke mit den berühmten Zaunpfählen, die Reaktion des Präsidenten
bewerteten die Anwesenden als schwach und sehr
von oben herab.
Ferdl gab einen recht detaillierten Jahresbericht über die Aktionen der
Gesamtabteilung. Er verwies auf unsere deutliche Steigerung der Mitgliederzahlen
entgegen der Gesamtvereinstendenz. Er ging auf das Problem von zu wenigen
Übungsleitern ein und schlug als Anreiz für die Ausbildung eine Teilübernahme
der Ausbildungskosten durch den Verein vor. Desweiteren kritisierte er den
mangelnden Infofluss im Verein, die fehlende Transparenz und gab mehr oder
minder zu verstehen, daß man sich im Verein schon neuere Strukturen und
Anpassungen überlegen müßte, um für die Anforderungen der neuen Zeit gerüstet zu
sein. Das war schon recht deutlich.
Dr. Sprey, schon der Statur nach ein Aussitzer besten Kohlschen Ausmaßes ließ in
seiner Anschlußrede derlei Dinge völlig ungerührt von sich abprallen. Er stellte
ausschließlich Zahlen dar: Mitglieder und deren Schwund, Abteilungen,
Übungsleiter, erhöhte Kosten und Gebühren, verteidigte die
Mitgliederbeitragserhöhung, bedauerte die nebulöse Etatlage der bayerischen
Staatsregierung im betreffenden Ressort und war sichtlich stolz darauf, daß der Verein
noch finanziell gesund sei, denn: "Schulden machen käme für den TSV nicht in
Frage!" Dies alles wirkte eher wie ein kleiner Buchhalter denn wie ein Mann, der
einen Großverein bestens gewappnet und mit viel Übersicht, neuen Ideen und
Visionen in eine vollkommen andere Zeit, was Vereine allgemein anbelangt, führt.
Enttäuschend.
Noch dazu gab er mir dann eine Steilvorlage, als er ausführte, der TSV sei ein
Breitensportverein, in dem nur 4 Abteilungen Leistungssport betreiben würden:
Volley-, Basket-, Handball und Turnen. Die anderen Abteilungen müßten durch ihr
Beitragsaufkommen diese vier auch mitfinanzieren. Damit kam er mir gerade recht.
Ich führte dann unseren steilen Aufstieg von Null bis zu einem geachteten
bayerischen Rennteam auf, den großen finanziellen, zeitlichen und motivationalen
Einsatz der Renner, ihre Bewährung in internationalen und bundesoffenen
Renneinsätzen. Ich stellte die sportliche Wertigkeit unseres Tuns auf die
mindestens gleiche Ebene der Masse der Ballsportarten, beschrieb das stete
Wachsen des Teams bei gleichzeitiger Stagnation unseres Minietats. (Für meine
ewige Lügerei komme ich sowieso in die Hölle, wie an anderer Stelle schon
ausgeführt).
Trotz der angespannten finanziellen Lage, derer wir uns alle in der
Radsportabteilung bewußt wären, stellte ich die Frage, ob im Präsidium überhaupt
anerkannt und wahrgenommen würde, daß hier bereits mehr als nur ein zartes
Pflänzchen am Wachsen sei, als Indiz führte ich u.a. unsere Medienpräsenz an.
Relativ energisch machte ich darauf aufmerksam, daß auch unser Radrennteam
hochklassigen Leistungssport betreibt und wir doch als fünfte Sparte eines
solchen Tuns anzuerkennen seien.
Als Indiz für unsere Zweifel führte ich das Beispiel unseres Schwellentests vor
einigen Wochen an, wo Dr. Sprey uns wie ein Hausmeister von der
TSV-Leichtathletikbahn wegekelte (während zur gleichen Zeit Türkenkinder mit
Skateboards die Bahn ruinierten und versuchten, die Hochsprungmatten
anzuzünden).
Die Darstellung meiner eigenen Notlage als Quasi-Berufstrainer im Radrennteam zu
ehrenamtlichen Entlohnungsbedingungen hätte ich mir sparen können, da war noch
weniger als null Interesse vorhanden. ("Bedauerliches Einzelschicksal?")
Lapidare Antwort von S. in zwei Hauptsätzen: Der Verein würde wohl bemerken,
welch gute Arbeit bei uns geleistet werden würde, aber es wäre nicht mehr Geld
für uns drin. Das war es.
Mir ging es ja weniger um die pekuniäre Seite der Medaille, als vielmehr um die
Anerkennung unseres Tuns beim Verein/Präsidium. Wenn man sich jetzt noch die
Tatsache vor Augen führt, daß Ferdl in 2004 mit 10(!) Anträgen auf
Unterstützungen kläglich gescheitert ist, wird einem klar, daß unser Treiben mit
mehr als nur Vorbehalten gesehen wird, DENN WIR KÖNNTEN JA MAL EIN KOSTENFAKTOR
WERDEN! Traurig. Ich kann jetzt die deutliche Aussage des Bürgermeisters Dr.
Knapek verstehen, der da seinerzeit bei unserer Ausfahrt mit ihm sagte, dieses
überalterte Präsidium gehöre einfach weg und ausgetauscht. Nach gestern Abend
bin auch ich überzeugt, daß von dieser Seite aus keine neuen Impulse mehr kommen
werden.
Vor dem Angesicht dieser vorhandenen WIRKLICHEN Probleme relativieren sich
unsere periodisch wiederkehrenden Popcornaufplatzer denn doch sehr deutlich.
Die Konsequenz für uns kann nur sein: wir müssen als Team noch enger
zusammenrücken, mit starkem Schulterschluss unseren begonnenen
semiprofessionellen Weg weiter gehen, mit Disziplin und Beharrlichkeit unsere
Ziele erreichen, das ist unsere einzige Chance.
Was sind unsere Ziele für
2005?
Ich will in der kommenden Saison in der Mehrzahl B-Fahrer formen, mindestens
aber sattelfeste C-Fahrer, die auch zu eigenen Rennaktionen fähig sind. Dazu
glaube ich, daß mindestens zwei A-Fahrer realistisch sind. Manu muß endlich bei
der U17 gemäß seinen Anlagen durchstarten. Die Situation bei den Damen kann ich
nicht abschätzen, ich hoffe, ich werde angenehm überrascht.
Vor dem Hintergrund des Geschilderten muß kurz- bzw. mittelfristig die
Wertigkeit von "Problemen" unbedingt relativiert werden. Dazu - und ich habe
bereits damit begonnen - werde ich meinen Führungsstil problembezogen anpassen:
Gesteigert autoritär bei selbstverständlichen Dingen, bei denen ich mich
nicht mehr aufhalten mag und wo ich meine Kraft und meine Energie bisher
verschleudert habe (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, engagiertes Mitziehen im
Trainingsprozess, Material- und Körperpflege, "Kleiderordnung" und dergleichen
mehr). Wer bei diesen selbstverständlichen Basics schon abplatzt, dem ist nicht
zu helfen, der soll woanders hobbyradfahren. Eventuelles Lamentieren
Zartbesaiteter, die meinen, alles auf der Welt, so wie sie es mit ihrer geringen
Lebenserfahrung kennen, müßte nach ihrem Gusto laufen, nehme ich mit einem müden
Arschrunzeln in Kauf.
Kooperativ führend mit der Rückenstärkung eines stabilen Superteams da wo
es wirklich angezeigt ist und sich lohnt: Probleme im persönlichen Umfeld
(Beruf, Studium, Gesundheit), ungeplante Formschwankungen, Beratungen in allen
Feinheiten des Rennfahrergeschäfts (da habe ich was zu bieten!), Taktik (!!!!)
und solche wirklich wichtigen Dinge. Ich denke, ich handle da in Eurem Sinne.
Grüße, Euer Thomas