Aktuelles: Ein Jahr nach dem Ende von Lizenzradrennsport beim TSV Unterhaching (12.10.2006) (Brief von Thomas Hartmann an die damaligen Rennfahrer vom 12.10.05)
Betrifft: Vereinsabend vom 5.10.2005 Liebe Rennfahrer, Ich habe mein Mißfallen über die Art und Weise, wie man mir beim Vereinsabend die gewünschte Erläuterung der Gründe einer zukünftigen Inkompatibilität angedeihen ließ, bereits in meinem letzten email zum Ausdruck gebracht. Vereinbart war ein Gespräch zwischen Fahrersprecher und mir, gerade dieses geschehene Szenario sollte vermieden werden. Nochmals herzlichen Dank. Ich habe in meinem Schreiben vom 19.9.05 wesentliche Dinge angesprochen. Dahinter steht auch menschliche Kritik an Euch. Wie immer werden viele den Brief nicht gelesen oder nur überflogen haben. Schade ist, daß hier eine Triade mit einem Wortführer so starken Einfluß auf den Rest des Teams hat, aber so funktioniert Gruppendynamik. Das Antipathiepotential von Nico scheint erheblich zu sein. Hier vermeint einer, mir einen Spiegel vorhalten zu müssen, in den er selbst besser einen Blick werfen sollte. Ich gebe mich keiner Illusion hin: sowohl als Trainer als auch als Teamkollege ist keine weitere Zusammenarbeit mehr möglich. Da ist nichts mehr zu reparieren. Ihr sucht hier nach Gründen, um Euer Handeln zu entschuldigen. Nachvollziehbar. Vergessen wird, daß Negativbeispiele der Fahrerschaft zahlenmäßig immer Eure Beispiele von mir übertreffen werden. Auch diese Kumulation hat bei mir immer wieder zu Stressituationen geführt, mit manchmal bekannt emotionalen Überreaktionen. Ich liebe und lebe den Radsport wie keiner von Euch und handele da oft heißblütig, aber mit ganzem Herzen. Unfähigkeit zu Fehlereingeständnissen weise ich zurück, wie oft habe ich mich z.B. in emails entschuldigt und versucht, den für mich wahren Grund einer Handlung zu erklären. Fast erheiternd sind jetzt die Reaktionen rund um Steven. Während ich auf eine normale Routineanfrage an ChrisLee fast 6 Tage auf Antwort warten muß, bekomme ich dann sofort drei sehr emotionale emails (Tenor: Steven, was für ein ###wein!) von ihm an einem Tag. Zeigt, wie alles hochgekocht wird. Mir ist egal, wer hier lügt. Einer steht auf jeden Fall dumm da, vielleicht kann derjenige nun ansatzweise mir nachfühlen, wie das so ist. Und ich hatte meist noch die ganze Fahrerschaft gegen mich. Ich empfehle Euch, versucht diese Truppe mal an meiner Statt zu führen, auch in psychischen Extremsituationen. Da relativiert sich dann so einiges! Zitat eines sehr bekannten bayerischen A-Fahrers mir gegenüber: „Im Winter sch##ße trainiert, in der Saison sch##ße gefahren, zur C-Wanzerei abgestiegen und jetzt gegen den Trainer stinken. Was willst Du mit denen noch?“ Oder Till Rieger, Vizepräsident im BRV: „es gibt kein undankbareres Volk als Radrennfahrer, deswegen leite ich auch keine Sportgruppe mehr.“ Der Eindruck von Undankbarkeit und Bitterkeit wird bei mir bleiben. Ich verstehe jetzt, warum es im Radsport meist nur diese autoritären Schleifer gibt, das ist reiner Selbstschutz. Sie haben nur ihren leistungssportlichen Auftrag und den Erfolg als Ziel, ihre menschliche und charakterliche Seite ist eine unveränderbare und nicht diskussionsfähige Konstante. Sie lassen sich siezen und greifen so hart durch, wie es der Sache dient. Wer fahrerseits einen negativen Saldo zwischen sportlichem Profitieren und menschlichen Problemen sieht, der geht oder wird gegangen. Ich habe von Anfang an den großen Fehler gemacht, es nicht so gemacht zu haben. Obwohl im Durchschnitt 25 Jahre älter, habe ich mich aber im Herzen immer jung und zu Euch gehörig gefühlt. Durch die zugelassene Nähe habe ich meine eigene Autorität untergraben und viele der jetzigen Probleme sind hausgemacht. Mit mehr Autorität und auch mehr zielbezogener Kälte wäre ein personenbezogenes Kesseltreiben wie jetzt gar nicht entstanden. Einige wären dann schon vorher gegangen oder hätten dies von mir nahe gelegt bekommen. Meine Aufgabe als bezahlter Trainer wäre Erfolg im Leistungssport gewesen und nichts anderes. Als Rennfahrer muß ich sagen, daß auch mir diese Saison wenig Spaß gemacht hat. Ich habe eigentlich nur wegen dem Team wieder angefangen, mich diszipliniert und hart einer guten Winterarbeit unterzogen. Andere haben Ihre Hausaufgaben absolut nicht gemacht und wenn ich nicht im Frühjahr 4 Wochen an einer verschleppten Erkältung gelitten hätte, wäre der Leistungsunterschied noch deutlicher ausgefallen. Es mögen sich nun wie auch im bisher Gesagten alle diejenigen angesprochen fühlen, die sich darin erkennen. Es ist nicht schön, bei fast jedem Rennen die Teamkameraden aussteigen oder gerade so im Feld mitlutschen zu sehen, Teamtaktik praktisch unmöglich. Dazu dann ewig unzufriedene und mürrische Gesichter, teilweise noch das feeling von unterschwelligem Neid. Und manchmal dann auch noch fast infantil wirkende Warum-Fragen trotz klarem Eigenverschulden. Übertriebenes, adrenalin-abtötendes time-pressing von verkrampften Leuten („habe zu Hause ja sonst nichts zu tun“), die einem sowieso nicht zuhören und nichts annehmen wollen. Prinzipiell bin ich nicht die Ursache einer vorliegenden Unausgeglichenheit von Fahrern. Der vorherrschende Halbstarken-Jargon entspricht nicht Eurer Intelligenz, die im Team gespielte Musik war oft diskussionswürdig, Euer Humor sehr eigen und fragwürdig. Bleibender Eindruck bei mir: Hauptsache, auf der Fahrt Spaß gehabt, egal wie schlecht das Rennen lief. Hauptsache, immer lustig, wie bei den Partys mit integriertem Muß-Rausch. Egal, Euer Bier, habe ich alles toleriert, wie ich mir heuer so vieles abgeschminkt habe. Ich als angeblicher Egoist durfte so Sachen genießen wie: „ich hasse Biken, ich hasse Hallensport, ich hasse Krafttraining (wahlweise: bringt mir nichts), ich hasse das Landshuter Haus, ich hasse Berge beim Radfahren, ich hasse dies und hasse das, ich, ich, ich…… Bißchen viele Ichs. Oder: „Was bringt es mir, wenn der Hartmann ein Rennen gewinnt?“ (dem TEAM bringt es etwas….). Oder nach Aufforderung zu wechselseitigen Attacken im Rennen wie ausgemacht: „Ich konzentriere mich lieber auf den Endspurt“. Oder: „Wenn ich in Form bin, brauche ich kein Team“. Mehr gefällig? Empfohlene Maßnahme zur KA-Steigerung im November war: „kleines Blatt beim MTB bei Elite ab“. Fast-Komplettverweigerung dieser Empfehlung („warum, man macht es sich doch immer so leicht wie möglich“ …… oh, wirklich??????????), dafür aber Lamentieren in der Saison: „mir fehlt die Kraft zum Schnellfahren“. Von fremden Fahrern kommen Rückmeldungen, betreffend meines Trainingssystems und Aussagen unserer Leute: „…bringt mir nichts“ - keiner von Euch hat wenigstens ein Jahr meine Vorgaben von A-Z durchgezogen und dann hinterrücks rumstänkern? Sehr schön, menschlich auch sehr edel. Ich bin in Erding nach meinem Vernunftausstieg im Auto geblieben, um nicht im Regen krank zu werden, da ich zwei Tage später in FFB meine letzte Aufstiegsplazierung realisieren wollte. Vom Auto aus sah ich jede Runde Julian in den letzten Positionen des Feldes ohne Punkte. Das ist egoistisch? In FFB aber konnte ich nur mit äußerster Exaltiertheit den Ring der lustig parlierenden sonnenbadenden neongelben Hobbyradler und Abgeplatzten zu lebenswichtigen Infos auffordern, bis sich endlich zwei erbarmt haben. Nein, da ist keine Liebe und Passion zum Radsport und auch kein Verständnis bei Euch, wenn einer mit dem finalen Korn um seine letzte Plazierung zum A-Fahrer kämpft. Wenn sich auch nur der Anflug einer Teamarbeit gezeigt hat, habe ich "egoistischerweise" mein Preisgeld geteilt. Das war gar nicht so wenig, was ich da hergegeben habe. Das wurde gerne genommen. Sehr fragwürdig, wenn Ihr ansonsten ach so unzufrieden mit mir seid. Eure gezeigte mangelnde Transparenz, eine gewisse Wurschtigkeit und Unzuverlässigkeit, sowie eine gute Portion Egoismus wurde Euch ja auch schon vom Abteilungsleiter bescheinigt. Beispiel Töging: wenn mir ein 16-Jähriger nach mindestens 6 Wochen unmotiviertem Faulenzen erklärt, er würde dort nicht starten, wenn er nicht mit dem Auto gefahren wird (trotz sportlicher Chancenlosigkeit), wäre ich ein schlechter Trainer, nähme ich mir den Kameraden nicht zur Brust. So geschehen per email („DB-Problem“). Mir wurde Faulheit und Unkameradschaft unterstellt! Warum wurde ich nicht einfach im Vorfeld überstimmt? Ihr hättet ruhig fahren können und dann 4 h warten, die 80km hätte ich auch mit eigenem Auto geschafft. Nichts wurde gesagt, verdruckst wurde geschwiegen. Nach dem Rennen habe ich einen Haufen Preisgeld verteilt. Ohne Euer Problem mit mir zu klären, habt Ihr zugelangt. Menschlich sehr, sehr fragwürdig. „Schlecht über jemanden reden“: sehr sensibel. Ich erinnere mich da an Aussagen von Fahrern, daß der oder der im Team dumm oder sonst etwas wäre, sogar in eine gewisse sexuelle Ecke wollte man jemanden unbedingt drängen. Da ist kein Kommentar mehr nötig. Im Training, wenn überhaupt eine Gruppe zusammen kam, ging gar nichts mehr. Da zu hart, da zu soft, zu weit, zu bergig, jeder für sich. Dabei eine Unruhe drin, als hättet Ihr nichts bei mir gelernt. Seitenwindwahrnehmung gleich Null, Windkante im Training. Anzeigen spärlichst. Ist das Egoismus oder Schlampigkeit? Dazu z.T. konstant eingeschränkte Gesichtsfelder (sog. „Tunnelblick“), an denen auch kurzfristig vor einem auf die Straße niedergehende Bäume nichts ändern konnten. Für mich, der ich immer da war, keine schöne Situation. Und trotzdem habe ich durchgezogen bis zum Ende. Schlimm für mich mein Sturz am 14.9.2005: Die DM im MTB-Marathon war mein heimlicher zweiter Saisonhöhepunkt nach dem A-Fahrer, dafür habe ich mich langfristig gründlich vorbereitet. Statt dessen war die Saison vier Wochen früher als geplant mit ernsthaften Verletzungen für mich beendet, vom Materialschrott nicht zu reden. Abgesehen von meinem schmerz- und adrenalinbedingten Affektausraster, der nicht hätte sein dürfen, bestand ja doch die Möglichkeit eines Fremdverschuldens, wenn man sich auf einer schnellen Abfahrt umdreht und dabei die Hand vom Lenker nimmt. Nicht ein Wort des Bedauerns oder einer Entschuldigung war zu hören, in den Wochen danach hat sich keiner nach meinem Befinden erkundigt und zu allem Überfluss habt Ihr einen schwer Verunfallten, dessen Verletzungsfolgen gar nicht abzusehen waren, einfach zurückgelassen. Das allein ist für sich schon so verwerflich und egoistisch, daß es keiner weiteren Worte bedarf. Nur am Rande: ich fühle mich sozial diffamiert, wenn mir ein lustiges, nur mit Radfahren angefülltes Arbeitslosenleben impertinent unterstellt wird. 2.000.- € Fixkosten p.m. sind nur durch eine berufliche Tätigkeit zu erwirtschaften. Junge Leute, die außer Studium und Zivildienst nichts in ihrem fremdfinanzierten Leben machen und noch niemals richtig hart gearbeitet haben, sollten sich da zukünftig absolut zurückhalten. Erfolg im Radsport ist nur eine Frage der Prioritätenstellung. Unser Team habe ich spätestens im Sommer aufgegeben, mein Ende auch als ÜL zeichnete sich da schon ab. Es ist gescheitert und es ist jetzt schon gespalten. Wenn Ihr überhaupt jemanden findet, der Euch als Paket mittels einer vierstelligen Summe (Betreuungsausgleich) übernimmt, so werden logischerweise Leistungserwartungen an Euch gestellt werden. Ihr werdet Euch noch umschauen, wie ätzend manche mangelnde Leistung kommentieren können, da bin ich Kindergeburtstag! Bei Eurer Ausrichtung und Eurem Eigennutz werdet Ihr es als Mannschaft ohne Führung nicht schaffen und in Kleingruppen und Einzelne zerfallen. Aus Euch heraus wird es nicht gelingen. Es steht zu befürchten, daß bei den wenigsten von Euch die Liebe zum Radsport so weit geht, daß Ihr lange dabeibleibt und die deutsche oder bayerische Spitze erreicht. Die durchschnittliche Leistung im Team in 2005 war von Stagnation und Rückschritt geprägt, Absteiger und drop-outs sprechen für sich. Das habe ich nicht zu verschulden, fühle mich auch nicht als jetzt unbedingt zu entfernender Fokus dieser Misere. Ich kann mich genüßlich zurücklehnen und Euer Treiben weiter beobachten. Es bringt jetzt nichts mehr, wenn ein jeder jetzt Beispiele bringt und die Gegenseite versucht, diese zu entkräften. Ein Teil von Euch versucht, mir schlechtes menschliches Verhalten als einzigen Grund für ihren Weggang unterzuschieben. Ich weise das aufgrund zahlreich vorhandener menschlicher Unzulänglichkeiten auf Eurer Seite und meiner primär guten, sachbezogenen Absichten zurück. Die Meinung der drei Rädelsführer ist übrigens durchaus, wie auch der Charakter so einiger, sehr umstritten. Es gibt Gegenstimmen, die sich aber leider nicht öffentlich äußern. Sie meinen, sich Sachzwängen beugen zu müssen und befürchten eine Verschlechterung ihrer Gruppenstellung. Schade, aber wahrscheinlich normal. Verwerflicherweise habe ich als schlechter Mensch meinen Austritt aus dem TSV Unterhaching angeboten, um Euch eine weitere, in meinen Augen sinnvolle Option zu bieten, obwohl ich mit Fug und Recht jetzt bockig sein könnte. Dies würde ich aber v.a. für die TSV-Radsportabteilung machen, der ich jetzt seit genau 6 Jahren angehöre, der ich mich verbunden fühle und für die ich auch viel gemacht habe. Es ist für die Abteilung besser, wenn einer geht, der sich auf der Zielgeraden seiner Karriere befindet, als wenn die gesamte Jugend auf einmal wegbricht (auch wenn sie wahrscheinlich mittelfristig sowieso wegbröckelt). Viel Glück auf Eurem weiteren Weg, Thomas |