Aktuelles: Trainingslager Cesenatico 2004 - Das Tagebuch

 

Freitag, 20.2.2004:
Um 15 Uhr treffen wir (Matthias, Martin, Nico, Julian) uns zur Fahrt ins Trainingslager nach Cesenatico. Die anderen Teamkollegen sind schon früher gestartet. Mit einem bis über die Oberkante gefüllten Kofferraum machen wir uns gegen 16 Uhr auf den Weg nach Italien. Da die Autobahn schon auf dem Weg von Ottobrunn nach Hofolding dicht ist, beschließen wir, die Landstraße über den Achenpass zu nehmen. Keine 10 Minuten später sinkt unser Niveau dank lustiger Musik drastisch. 8 Stunden später kommen wir endlich im regnerischen Italien im Hotel delle Nazioni an. Das kann ja was werden.

 

Samstag, 21.2.2004:
An unserem ersten Trainingstag treffen wir uns um 7.30 Uhr zur allmorgendlichen Strandgymnastik. Mit dabei sind Martina und Thomas Hartmann, Monika Wild, Nico Huber, Martin Nirschl, Matthias Fehr, Christoph Hepp, Bernhard Weintritt, Christian Lichtenberg, Manuel Siegel, Tillmann Christgau, Matty Müller, Hans Strauch, Jürgen Rödel und Julian Steinmeyer.

Das Radtraining beginnen wir bei 7 Grad, leichtem Nieselregen, viel Verkehr und flachem Gelände. Nach 3,75 Stunden wird die feuchtfröhliche Fröstelei auf dem Rad beendet und wir beginnen das Hotelzimmer mit nassen und dreckigen Sachen zu fluten. Das gelingt uns recht ordentlich. Der stinkende Fisch am Abend ist zwar nichts für die Nase, aber für ein paar Witze taugt er allemal.

 

Sonntag, 22.2.2004:
Traumwetter! Fast jedenfalls. Es ist trocken, alle sind gut gelaunt und wir haben immerhin 6-12 Grad. Die Fahrt ist autoarm und landschaftlich recht schön. Wir kommen auf planmäßige (die Erfüllung des Trainingsplans ist alles!) 5,5 Stunden. Die Putzfrau hat es heute geschafft, die helle Farbe der Fliesen im Zimmer wieder hervorzuschrubben. Hut ab. Man gewöhnt sich langsam ans Radfahren, Essen, Schlafen, Rad und Kleidung waschen.

 

Montag, 23.2.2004:
Tag der Schrecksekunden. Bei trockenen, aber sehr windigen 12-15 Grad wagen wir es auf einer breiten Straße gestaffelt zu fahren und werden deswegen mehrmals von der Polizei ermahnt. Ein Radfahrerland also! Etwas später bringt uns auf einer Abfahrt ein Hund um ein Haar zu Fall (Nico: "Ich hab da nix gesehen.") und schon zurück in Cesenatico schneidet uns so ein schwules Pizzaausfahrdreirad wie vom anderen Stern. Aber es sind alle ganz geblieben. Nach 5,75 Stunden ist heute Schluss.

 

Dienstag, 24.2.2004:
Ruhetag! Der erste Dreierblock ist geschafft. Wir fahren trotzdem 1,5 Stunden im öden Flachland herum. Nachmittags vergnügen wir uns bei der Trikotagefirma Alexander mit überteuerten rosa Bodys, während es draußen heftig schneit.

 

Mittwoch, 25.2.2004:
Der Gerolsteiner Profi Sven Krauss trainiert heute mit uns. Er fährt nicht wie angenommen rückwärts im rosa Hasenkostüm und singt dabei: "Ich bin der Sven Krauss und fahre in den Süden ...".

Aber dafür ist er doch noch schneller als Manu, sogar bergauf. Die Strecke führt uns an der Küste entlang über Rimini und dann weiter entlang der Panoramica. Den Rückweg wählen wir über die verkehrsreiche SS16. Die Elite macht die 6 Stunden noch voll, Martin und Julian begeben sich krankheitsbedingt mit Martina als Beraterin auf die Suche nach teuren Placebos in die Apotheke.

 

Donnerstag, 26.2.2004:
Draußen schifft es und wir liegen platt im Bett. Der Weg zur Apotheke reicht heute als Training völlig aus. Dank Martinas Zaubermatte, ihren Massagekünsten und Monikas Feng-Shui-Wissen (mit dem Aufzug nie direkt in das gewünschte Stockwerk fahren!) sind wir aber sicher, uns auf dem Weg der Besserung zu befinden. Das eine oder andere Gläschen des hervorragenden Hausweins hilft bei der Genesung nach.

 

Freitag, 27.2.2004:
Heute ist Weihnachten für Nico und Martin. Gaby Lechner, frisch aus Deutschland angereist, bringt Tonnen an Sixtusölen mit. Diese werden sofort ausprobiert, was zu einem widerlichen Gestank im Zimmer (riecht wie am Start von Zusmarshausen!) und zu Hautausschlägen führt. Diese können aber zum Glück von Martina gelindert werden.

Martin und Julian steigen krankheitsbedingt bei bis zu 14 Grad und leichter Feuchtigkeit nach 4,5 Stunden aus. Die anderen Elitefahrer trainieren ihre Moral, indem sie bei Schneeregen einen nicht enden wollenden Zieher hinauf pedalieren. Aus Blutarmut im Gehirn wird da schon öfter mal der Vorbau angegrantelt. Kurz vor dem leicht schneebedeckten Gipfel hört man noch die letzten verzweifelten Wutausbrüche von Matty: „Grrrrrr, so eine Sch…..“.

Das wichtigste Ereignis des Tages ist der geniale Spruch: "Werd´ doch mal MunterMonika." Ein echter Brüller

 

Samstag, 28.2.2004:
Ein weiterer Regenruhetag, den wir aber mit einem Besuch im Radshop von Sig. Borghetta locker überbrücken. In dem gut sortierten Radladen ersteht jeder ein paar nette und teure Kleinteile. Aber es sind ja eh nur Schnäppchen dabei.

Die Langeweile wird meistens durch Rumproleterei auf dem Hotelzimmer gelöst.

 

Sonntag, 29.2.2004:
Heute ist der letzte Tag für alle, die morgen wieder in die Schule müssen oder so tun, als hätten sie unglaublich Wichtiges vor. Wir fahren bei starkem Wind unbeirrt 5 Stunden. Nach einigen Windkantenspaßetln sind alle recht genervt und jeder grantelt jeden wegen ein paar kleinen Schlenkern an. Und schuld daran ist wieder einmal ein langsames Pizzamobil.

 

Montag, 1.3.2004:
Es schneit und der Strand ist komplett weiß. Im Moment ist also kein Radtraining in Sicht. Und es ist auf einmal so leer und ruhig, nur wir paar Elitefahrer, unser Trainer samt Ehefrau und Gabi sind noch da. Keine unsinnigen Kommentare und abenteuerlichen Renngeschichten. Geht einem schon ein bisschen ab das Geschwätz. Am Nachmittag wird das Wetter langsam besser und wir können noch 3 Stunden ordentlich trainieren.

 

Dienstag, 2.3.2004:
Jeder schwächelt beim Frühstück so vor sich hin und das bessert sich auch auf dem Rad nicht wirklich. Es scheint zwar die Sonne, ist aber schweinekalt und windig. Damit uns bei 7,25 bergigen Stunden auch nicht langweilig wird, schneidet uns ein LKW-Fahrer so knapp, dass er Matthias´ Trikot zerfetzt. Die spinnen, die italienischen LKW-Fahrer.

 

Mittwoch, 3.3.2004:
Endlich Sonne und erträgliche Temperaturen. Da rollt man gerne locker 3 Stunden durch die Berge und freut sich auf den folgenden letzten Dreierblock. Eigentlich stand heute eine Ausfahrt vom Typ "kurz und flach" auf dem Programm. Doch das schöne Wetter verführt einen für 3 Stunden in die leichten Berge zu fahren. Aufgrund allgemeiner Plattheit musste mal wieder der Vorbau angegrantelt werden.

 

Donnerstag, 4.3.2004:
Heute steht Villa Grande über San Leo auf dem Programm. Auf 1006mNN liegt sogar noch Schnee auf der Straße und wir fühlen uns mit den Rädern etwas deplaziert. Ansonsten reduziert man alle unnötigen Sachen auf ein Minimum in Anbetracht der noch zu steigernden 6,25 Stunden von heute.

 

Freitag, 5.3.2004:
Der zweite Hammertag erneut bei Traumwetter. Wir fahren wieder eine große Runde durchs bergige Hinterland und kehren erst nach sehr respektablen 7,5 Stunden wieder ins Hotel zurück. Dort lassen wir uns erst die kalten Spaghetti schmecken, werden danach vom mürrischen Hotelchef angemault und genießen abends eine neue Kreation von Meeresmüll. Aber Hauptsache nahrhaft.

 

Samstag, 6.3.2004:
Endlich ist wieder das gewohnte Grau am Himmel. Nach zwei zähen Windkantenstunden im Flachen begeben wir uns noch in die Berge. Auf dem Weg zum ersten Pass treffen wir eine Gruppe schwäbischer A-Fahrer, können uns mit ihnen aber auf Grund unüberwindbarer sprachlicher Differenzen nicht großartig unterhalten. Kurz vor dem zweiten und letzten Pass des Tages fängt es an zu schneien, nach dessen Überquerung drehen wir, alle ziemlich am Ende unserer Kräfte, Richtung Heimat ab. Nach 5,25 Stunden hat uns das Hotel wieder.

 

Sonntag, 7.3.2004:
Es regnet wieder. Eine feine Sache, da heute niemand wirklich Lust auf die drei Ausrollstunden hat. Wir packen also nach dem Frühstuck unser Zeug und machen uns, noch vor dem Mittagessen, auf den Heimweg. Nach einem kühlen Bierchen am Brenner sind die Strapazen schon wieder vergessen und alle hoffen, den Grundstein für eine erfolgreiche Saison 2004 gelegt zu haben.

 

Autor: Julian Steinmeyer

(Fotos)