Samstag, 21.2.2004:
An unserem ersten
Trainingstag treffen wir uns um 7.30 Uhr zur
allmorgendlichen Strandgymnastik.
Mit dabei sind Martina und Thomas Hartmann, Monika Wild, Nico Huber, Martin
Nirschl, Matthias Fehr, Christoph Hepp, Bernhard Weintritt, Christian
Lichtenberg, Manuel Siegel, Tillmann Christgau, Matty Müller, Hans Strauch,
Jürgen Rödel und Julian Steinmeyer.
Das Radtraining beginnen wir bei 7 Grad, leichtem Nieselregen, viel Verkehr
und flachem Gelände. Nach 3,75 Stunden wird die feuchtfröhliche Fröstelei auf
dem Rad beendet und wir beginnen das Hotelzimmer mit nassen und dreckigen Sachen
zu fluten. Das gelingt uns recht ordentlich. Der stinkende Fisch am Abend ist
zwar nichts für die Nase, aber für ein paar Witze taugt er allemal.
Sonntag, 22.2.2004:
Traumwetter! Fast jedenfalls. Es ist trocken, alle sind gut gelaunt und wir
haben immerhin 6-12 Grad. Die Fahrt ist autoarm und landschaftlich recht
schön. Wir kommen auf planmäßige (die Erfüllung des Trainingsplans ist
alles!) 5,5 Stunden. Die Putzfrau hat es heute geschafft, die helle Farbe
der Fliesen im Zimmer wieder hervorzuschrubben. Hut ab. Man gewöhnt sich
langsam ans Radfahren, Essen, Schlafen, Rad und Kleidung waschen.
Montag, 23.2.2004:
Tag der
Schrecksekunden. Bei trockenen, aber sehr windigen 12-15 Grad wagen wir es auf
einer breiten Straße gestaffelt zu fahren und werden deswegen mehrmals von der
Polizei ermahnt. Ein Radfahrerland also! Etwas später bringt uns auf einer
Abfahrt ein Hund um ein Haar zu Fall (Nico: "Ich hab da nix gesehen.") und schon zurück in Cesenatico schneidet uns so ein schwules
Pizzaausfahrdreirad wie vom anderen Stern. Aber es sind alle ganz geblieben. Nach
5,75 Stunden ist heute Schluss.
Dienstag, 24.2.2004:
Ruhetag! Der erste
Dreierblock ist geschafft. Wir fahren trotzdem 1,5 Stunden im öden Flachland
herum. Nachmittags vergnügen wir uns bei der Trikotagefirma Alexander mit
überteuerten rosa Bodys, während es draußen heftig schneit.
Mittwoch, 25.2.2004:
Der Gerolsteiner Profi Sven Krauss
trainiert heute mit uns. Er fährt nicht wie angenommen rückwärts im rosa
Hasenkostüm und singt dabei: "Ich bin der Sven Krauss und fahre in den Süden
...".
Aber dafür ist er doch noch schneller als Manu, sogar bergauf. Die Strecke
führt uns an der Küste entlang über Rimini und dann weiter entlang der
Panoramica. Den Rückweg wählen wir über die verkehrsreiche SS16. Die Elite macht
die 6 Stunden noch voll, Martin und Julian begeben sich krankheitsbedingt mit
Martina als Beraterin auf die Suche nach teuren Placebos in die Apotheke.
Donnerstag, 26.2.2004:
Draußen schifft es
und
wir liegen platt im Bett. Der Weg zur Apotheke reicht heute als Training
völlig aus. Dank Martinas Zaubermatte, ihren Massagekünsten und Monikas Feng-Shui-Wissen (mit dem Aufzug nie direkt in das gewünschte Stockwerk fahren!)
sind wir aber sicher, uns auf dem Weg der Besserung zu befinden. Das eine oder
andere Gläschen des hervorragenden Hausweins hilft bei der Genesung nach.
Freitag, 27.2.2004:
Heute ist Weihnachten
für Nico und Martin. Gaby Lechner, frisch aus Deutschland angereist, bringt
Tonnen an Sixtusölen mit. Diese werden sofort ausprobiert, was zu einem
widerlichen Gestank im Zimmer (riecht wie am Start von Zusmarshausen!) und zu
Hautausschlägen führt. Diese können aber zum Glück von Martina gelindert werden.
Martin und Julian steigen krankheitsbedingt bei bis zu 14 Grad und leichter
Feuchtigkeit nach 4,5 Stunden aus. Die anderen Elitefahrer trainieren ihre
Moral, indem sie bei Schneeregen einen nicht enden wollenden Zieher
hinauf pedalieren. Aus Blutarmut im Gehirn wird da schon öfter mal der Vorbau
angegrantelt. Kurz vor dem leicht schneebedeckten Gipfel hört man noch die
letzten verzweifelten Wutausbrüche von Matty: „Grrrrrr, so eine Sch…..“.
Das wichtigste Ereignis des Tages ist der geniale Spruch: "Werd´ doch mal
MunterMonika." Ein echter Brüller
Samstag, 28.2.2004:
Ein weiterer
Regenruhetag, den wir aber mit einem Besuch im Radshop von Sig. Borghetta locker
überbrücken. In dem gut sortierten Radladen ersteht jeder ein paar nette und
teure Kleinteile. Aber es sind ja eh nur Schnäppchen dabei.
Die Langeweile wird meistens durch
Rumproleterei auf dem Hotelzimmer gelöst.
Sonntag, 29.2.2004:
Heute ist der letzte Tag für alle, die
morgen wieder in die Schule müssen oder so tun, als hätten sie unglaublich
Wichtiges vor. Wir fahren bei starkem Wind unbeirrt 5 Stunden. Nach einigen
Windkantenspaßetln sind alle recht genervt und jeder grantelt jeden wegen ein
paar kleinen Schlenkern an. Und schuld daran ist wieder einmal ein langsames
Pizzamobil.
Montag, 1.3.2004:
Es schneit und
der
Strand ist komplett weiß. Im Moment ist also kein Radtraining in Sicht. Und es
ist auf einmal so leer und ruhig, nur wir paar Elitefahrer,
unser Trainer samt
Ehefrau und Gabi sind noch da. Keine unsinnigen Kommentare und abenteuerlichen
Renngeschichten. Geht einem schon ein bisschen ab das Geschwätz. Am Nachmittag
wird das Wetter langsam besser und wir können noch 3 Stunden ordentlich
trainieren.
Dienstag, 2.3.2004:
Jeder schwächelt beim
Frühstück so vor sich hin und das bessert sich auch auf dem Rad nicht wirklich.
Es scheint zwar die Sonne, ist aber schweinekalt und windig. Damit uns bei 7,25
bergigen Stunden auch nicht langweilig wird, schneidet uns ein LKW-Fahrer so
knapp, dass er Matthias´ Trikot zerfetzt. Die spinnen, die italienischen
LKW-Fahrer.
Mittwoch, 3.3.2004:
Endlich Sonne und
erträgliche Temperaturen. Da rollt man gerne locker 3 Stunden durch die Berge
und freut sich auf den folgenden letzten Dreierblock. Eigentlich stand heute
eine Ausfahrt vom Typ "kurz und flach" auf dem Programm. Doch das schöne Wetter
verführt einen für 3 Stunden in die leichten Berge zu fahren. Aufgrund
allgemeiner Plattheit musste mal wieder der Vorbau angegrantelt werden.
Donnerstag, 4.3.2004:
Heute steht Villa
Grande über San Leo auf dem Programm. Auf 1006mNN liegt sogar noch Schnee auf der
Straße und wir fühlen uns mit den Rädern etwas deplaziert. Ansonsten reduziert
man alle unnötigen Sachen auf ein Minimum in Anbetracht der noch zu steigernden
6,25 Stunden von heute.
Freitag, 5.3.2004:
Der zweite Hammertag erneut bei
Traumwetter. Wir fahren wieder eine große Runde durchs bergige Hinterland und
kehren erst nach sehr respektablen 7,5 Stunden wieder ins Hotel zurück. Dort
lassen wir uns erst die kalten Spaghetti schmecken, werden danach vom mürrischen
Hotelchef angemault und genießen abends eine neue Kreation von Meeresmüll. Aber
Hauptsache nahrhaft.
Samstag, 6.3.2004:
Endlich ist wieder
das gewohnte Grau am Himmel. Nach zwei zähen Windkantenstunden im Flachen begeben
wir uns noch in die Berge. Auf dem Weg zum ersten Pass treffen wir eine Gruppe
schwäbischer A-Fahrer, können uns mit ihnen aber auf Grund unüberwindbarer
sprachlicher Differenzen nicht großartig unterhalten. Kurz vor dem zweiten und
letzten Pass des Tages fängt es an zu schneien, nach dessen Überquerung drehen
wir, alle ziemlich am Ende unserer Kräfte, Richtung Heimat ab. Nach 5,25 Stunden
hat uns das Hotel wieder.
Sonntag, 7.3.2004:
Es
regnet wieder. Eine feine Sache, da heute niemand wirklich Lust auf die drei
Ausrollstunden hat. Wir packen also nach dem Frühstuck unser Zeug und machen
uns, noch vor dem Mittagessen, auf den Heimweg. Nach einem kühlen Bierchen am
Brenner sind die Strapazen schon wieder vergessen und
alle hoffen, den
Grundstein für eine erfolgreiche Saison 2004 gelegt zu haben.
Autor: Julian Steinmeyer
(Fotos)