Aktuelles: Bericht Trainingslager in Gran Canaria (25.11.-6.12.2005)

 

Tag 1:
Die Reise war etwas holprig. Der Flieger mußte durch die Enteisungsanlage, dann die Schneeräumung der Startbahn abwarten (+45min). Ärger gab es bei der Sicherheitskontrolle: Druckluftpatronen (für die Radpumpe) sind nicht mehr erlaubt, so mußte ich ohne reisen. Geschmeidigerweise hatte ich wenigstens Rad und Koffer am Vorabend aufgegeben. Bei der Ankunft war mein Radkarton kaputt gerissen und ich mußte Kratzer am Rad reklamieren, anschließend ein ewiger Transfer, Ankunft im Hotel schließlich um 15 Uhr. Die Bungalowanlage ist recht nett, das Essen durchschnittlich, bei TV und Internet wird abgezockt. Es gibt sehr viele Familien mit quengligen Kindern und sehr viele Engländer mit einem entspannten Verhältnis zu alkoholischen Getränken. Nach der Radmontage fuhr ich noch 2 h, wie immer bei starkem Wind und bei 23°C, die Strassen sind besser als in Deutschland! Hatte dicke Beine vom Fliegen, nach dem Essen noch ein bißchen Lesen, dann todmüde ins Bett.

 

Tag 2:
Bin total im Eimer. Wollte heute vernünftig auf 5 h steigern, jedoch läuft derzeit eine Rallye (der Nationalsport hier!) und so kam ich zwei Mal nicht durch, musste zwei Pässe wieder hinauffahren und so waren es dann 6,5 h. Das Ganze bei 25°C, aber immer wieder recht bewölkt. Ist aber besser, sonst bekommt man einen derben Sonnenbrand. Ansonsten ist hier NICHTS los, das Animationsprogramm ist noch schlechter als erträglich und die Leute sind einfach nur mäßig. Wenigstens habe ich gute Bücher zum Lesen dabei.

 

Tag 3:
Fuhr heute die Inselrunde und weil meine Regenreifen so wahnsinnig schlecht rollen (absichtlich aufgezogen!) und einem die Kraft aus den Beinen saugen, ich außerdem so wenig wie möglich Autobahn fuhr, brauchte ich 8 h, allerdings ohne zu überziehen. Morgen soll es hier "ergiebig regnen", kommt genau recht zum Ruhetag. Baden im Meer ist dann allerdings auch nicht. Mal sehen.

 

Tag 4:
Heute tröpfelte es so dahin und ab Nachmittag die ganze Nacht hindurch gab es einen wahnsinnigen Sturm! Dazu war das Internet ausgefallen. 150 Seiten Harry Potter waren die Folge............... Essen und Leute nerven jetzt schon. Werde heute Abend mit MP3-Player zum Essen gehen und ziemlich laut stellen, denn das vieldutzendfache Kindergeplärre ist voll nervig in der Massenabfütterungsstätte im Keller ohne Atmosphäre. Das Wohnen alleine in einem 3-Mann-Bungalow inmitten der Parkanlage ist allerdings recht schön.

 

Tag 5:
Mußte heute meine Mutter am Handy beruhigen, der Tropensturm war v.a. auf den anderen Kanarischen Inseln schlimm, auf GC war es noch im grünen Bereich. Das Wetter war noch etwas durchwachsen, typisch für Schlechtwetterlagen hier im Süden: Regen in den Bergen, Regen ab Arinaga, Regen ab Mogan. Also 5 h dazwischen an der Küste hin und her. Ging aber gut, Beine werden besser. Traf zwischendrin einen Hamburger C-Fahrer, der allerdings mit mir einen kleinen Knickfuss bekam, denn es hatte einen sehr starken Wind, solcherart, daß meine liebe Frau Probleme gehabt hätte, auf der Strasse zu bleiben.   :-)  Ich mag das ja. Morgen soll es wieder sehr gut werden, dann aber ab in die Berge!

 

Tag 6:
Das Wetter in den Bergen und auf der Nordseite der Insel war immer noch schlecht. Das bedeutete 6,25 h viel Hin und Her, aber so lernt man alle kleinen Strassen kennen. Flache Strecken existieren hier sowieso nicht, die Insel ist superschwer und deshalb gibt es keinen Radfahrermassentourismus à la Mallorca. Heute landete ich auf einem Ding von Ingenio aus, das ging wie ein Aufzug senkrecht in den Himmel, dabei noch schlechter Teer und Gegensturm. Aufgeben wollte ich nicht und als ich endlich oben in den Wolken und im Nieselregen auf die erwartete und erhoffte Strasse kam, stellte sich heraus, daß ich schon fast oben auf dem Pozo de las Nieves (1950mNN) war! Brutal. Aber es war gut heute. Ansonsten pottere ich nur noch und gehe mit MP3-Player zum Essen, die Leute sind einfach zu krass - allerschlimmster Pauschalbilligtourismus. Morgen sollten es 7 h auf dem Rad sein und ich hoffe auf besseres Wetter!

 

Tag 7:
Heute fuhr ich mit Gewalt in die Berge, war zwar noch bewölkt, sah aber nicht nach Regen aus. Also die lange Ochsentour auf den Pozo de las Nieves über Fataga, San Bartolomé, Ayacata, Tejeda, Cruz de Tejeda. War oben sehr neblig und sehr kalt (ca. 5°C), die Strassen noch bedeckt mit nassem Laub, Nadeln und Zweigen vom Tropensturm. In Tejeda sah man kurz, aber ganz nah und deutlich den Tejde (3700mNN) auf Teneriffa aus den Wolken. Trotz vorsichtigen Tempos war ich oben knülle. Die erste halbe Stunde Abfahrt nur mit der Weste, aber Gott sei Dank mit Rennhandschuhen war ein Heulen und Zähneklappern, dazu echt superrutschig. Dann aber der reine Genuss nach San Matteo, Teror, Taramaceite. Las Palmas umging ich mit dem Negertrick über San Lorenzo und Tafira, dann Marzagan, Telde, Flughafen etc. mit Schiebesturm. War aber deutlich zu spät dran und erst um 1840 Uhr nach 7,75 h bei totaler Dunkelheit im Hotel. Jetzt gehe ich dann zum Essen, mit Absicht erst nach 20 Uhr, weil es dann leerer ist. Morgen mache ich wieder RT, mit viel Schlafen, vielleicht mal Meer, aber auf jeden Fall viel "Pottern" (Band 4 hat 650 Seiten!).

 

Tag 8:
Komme gerade wieder zurück vom Meer. Bin nach 2 h geflüchtet, für mich ist der Massenauflauf der Alptraum. Jetzt habe ich wenigstens mal die weltberühmten Dünen von Maspalomas gesehen und deren Sand unter den Füßen gehabt. Keine große Sache, sehr viel Wind und damit Sand in der Luft, schlecht zum Lesen. Das Meer ist kalt, da gehe ich nicht hinein! Jetzt gehe ich Mittag essen, dann abhängen am Pool, Lesen, vielleicht Pennen. Habe ich mir nach gestern verdient!

 

Tag 9:
Heute übertrieb ich es wohl etwas: 8,5 h. An der Küste entlang nach San Nicolas, dann an den Stauseen vorbei ganz hinauf nach Artenara auf recht rauher Strasse. Dann hat es mich gepackt und ich bin fast 30km nach Firgas und weiter nach Banaderos abgefahren, oben neblig und SEHR kalt! Dann der ganze Schlauch nach Palma und an der Küste zurück nach Maspalomas. War wieder mal dunkel, aber sehr schön, auch wenn der immerwährende Rückensturm ab Palma nicht geblasen hat - seltsam. Jetzt noch 2 Trainingstage, dann bin ich wahrscheinlich nur noch Schrott. Ich fühle mich aber ganz gut, nur diese nicht rollenden Spezialregenreifen machen mich fertig. Ist aber Absicht.

 

Tag 10:
Heute war der bisher schönste Tag hier, wolkenlos. Meine Beine waren wider Erwarten recht gut und so fuhr ich das "Tal" hoch nach Soria, weiter nach Ayacata und wieder auf den Pozo de las Nieves, diesmal mit phantastischer Rundum- und Teneriffa-Sicht! Ein Traum! Dann die Wahnsinnsabfahrt über San Matteo, Santa Brigida (Autobahn! 80 km/h!) und wieder der Stiefel an der Küste zurück (Telde, Ingenio, etc.). Doch wieder 6,5 h. Bin gespannt auf morgen, wenn es da nicht läuft, wäre es auch OK.

 

Tag 11, Finale:
Noch ein phantastischer, wolkenloser Tag hier! Heute wollte ich eigentlich gar nicht mehr so hindrücken, eher meine Stunden abrollen - sofern man das auf GC überhaupt kann. Ein leichtes Verfahren in einen gottverlassenen Barranco 7km abwärts, der sich als Sackgasse entpuppte, bescherte mir dann doch noch einen recht harten Berg, aber es ging. 5,5 h waren es heute am Finaltag noch einmal. 3 Dreierblöcke bin ich hier gefahren, 54 sehr harte und bergige Gesamtstunden, durchschnittlich 6 h pro Tag, eigentlich muß man eher von einer Übererfüllung sprechen. Aber es war sehr schön und ich fühle mich gut. Gerne würde ich im März wieder auf meine Rennrad-Lieblingsinsel kommen.