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Zukunft des Radrennsports im TSV Unterhaching
Liebe Rennfahrer, Der Kern des Rennteams, bestehend aus Julian, Nico und Christian L., sowie unser Gastfahrer Thomas S., haben in der jüngsten Vergangenheit einiges vorangetrieben, wovon das gesamte Rennteam Kenntnis erhalten sollte, nachdem das Ganze leider nicht sehr transparent stattgefunden hat. Erst einmal möchte ich mich für die offenen, konstruktiven und angenehm geführten Gespräche der letzten Tage sehr bedanken. Insbesondere das Gespräch mit Christian, mit dem ich freundschaftlich verbunden war und bin, war für mich sehr wichtig. Wir beide sind, glaube ich, sehr froh, daß wir uns nach meinem Sturz über alles ausgesprochen haben und alles Belastende zwischen uns beiden ausräumen konnten. Julian hat mir eröffnet, daß ich nicht nur nicht mehr als Trainer/Sportlicher Berater - wie mir bekannt - wohlgelitten sei, sondern für einen der Teil der Fahrer auch als Rennfahrer. Manu hat mir seine Sicht der Dinge geschildert und mit manch wichtiger Info zu meinem Verständnis beigetragen. Seine Stimme als Jüngster der Truppe war mir durchaus wichtig. Christian als Fahrersprecher war bemüht, die Hintergründe und die aktuellen Pläne der Kernmannschaft zu erläutern und hat mir zugesagt, einige mich sehr betroffen machende Fakten weiter zu beleuchten. Über die ganzen Sachverhalte habe ich mich natürlich mit unserem Abteilungsleiter besprochen. Mit der Rückgabe meines Übungsleitervertrages habe ich mich gedanklich schon lange befasst. Seit meinem Rücktritt als Trainer im Februar und einem Antreten einer Funktion als ÜL und Sportlicher Berater waren erwartungsgemäß Individualinteressen zugunsten eines gemeinsamen Ganzen immer weniger zu bündeln. Ich konnte es vor meinem Gewissen einfach nicht mehr verantworten, die geforderten Teilnehmerzahlen in den Abrechnungen auf Dauer zu türken. Neben der schlechten Präsenz hat auch die Qualität des Trainings und die Bereitschaft, Dinge anzunehmen, immer mehr nachgelassen. Da ich dies alles kraft neuer Funktion nicht mehr beeinflussen konnte, überdies Kündigungsfristen einzuhalten waren, erfolgte dieser Schritt. Als Trainer war mir einzig und allein an Eurer positiven sportlichen Entwicklung gelegen. Mein Hintergrund ist allerdings ein professioneller, bei Eurer überwiegenden Spaßausrichtung waren Konflikte vorgezeichnet, auch mein Rückzug auf Raten hat da nichts ändern können. Auch wenn die letzten Monate eher ruhig und konfliktfrei waren, diese Grundkonstellation war potentiell störend vorhanden. Es hat die letzten Jahre bei den Fahrern eine sportliche Entwicklung stattgefunden, jedoch nicht in der Breite und Höhe, die potentiell möglich gewesen wäre. Dazu ist fahrerseits zu schlecht gearbeitet worden. Bezeichnend, daß heuer Klassenerhalte bzw. –aufstiege nicht realisiert werden konnten. Was potentiell möglich wäre, zeigen jetzt am Ende dieser Saison, nachdem endlich genug kontinuierliche Trainingsreize absolviert worden sind, die ersten Vorwärtszuckungen in den letzten Rennen. Ein bißchen Wehmut meinerseits sei da erlaubt. Was wäre bei der disziplinierten Anwendung eines in sich geschlossenen, ganzjährigen Trainingssystems (wie an anderer Stelle erwähnt: muß NICHT von mir sein!) möglich gewesen? Die Vorgaben eines Trainers sollten erst einmal mindestens ein Jahr lang minutiös befolgt und dann auf Erfolg geprüft werden, bevor man das Ganze in Frage stellt………… Wie jeder Mensch weise auch ich spezifische Charaktereigenschaften auf. Direktheit, Disziplin, Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Härte und Zielorientiertheit sind u.a. zu nennen, wobei Teile der Umwelt einiges als schmerzhaft übersteigert empfinden mögen. Dies liegt wohl an der Tatsache, daß ich alles mit Herzblut, viel Idealismus und Passion anpacke. Jeder, der mich kennt, weiß, daß hinter der rauhen Schale ein sensibler Kern liegt. Mit mir kann man über alles reden, ich wollte immer bei Problembewältigungen hilfreich sein. Sicher bin ich manchmal eckig und nicht leicht zu nehmen, Falschheit und Winkelzüge wird mir aber bei meiner Direktheit wohl kaum einer unterstellen wollen. Der Trainer Hartmann für den TSV ist also bis auf diejenigen, die meine Dienste auf gewerblicher Basis in Anspruch nehmen, endgültig gestorben. Im Rückzug auf die Position als Nur-Rennfahrer begriffen, hat es mich sehr getroffen, daß der o.a. Kern des Teams mich auch als Rennfahrer nicht mehr haben will. Die Gründe dafür haben sich mir noch nicht vollständig erschlossen, dabei will mir der Fahrersprecher noch behilflich sein. Zu dem, was ich bereits weiß:
1) Es wird moniert, daß das TSV-Rennteam synonym zu meinem Namen gehandelt wird. Dazu ist zu sagen: dann fahrt halt schneller! (siehe dazu das oben beim Trainerwesen Gesagte). Das ich meine eigenen Chancen nicht wahrnehme, wird wohl kaum einer von mir verlangen. 2) Das Teamwork und die taktische Zusammenarbeit hätten nicht wie erwartet funktioniert: große Teile der Saison war die Leistungsfähigkeit nicht ausreichend für irgendwelche taktischen Optionen, das muß ganz hart gesagt werden. 3) Manchmal hat es ansatzweise geklappt. Geld ist ja beiden Seiten nicht wichtig. Trotzdem stellt es einen Wertindikator für ein funktionierendes Team beim Teilen des Preisgeldes dar. Wenn ich des öfteren aus einem guten Willen heraus mit Euch geteilt habe, so ist zu kritisieren, daß Ihr das angenommen habt, obwohl Ihr insgeheim an meiner Rolle etwas auszusetzen hattet. Das war nicht sehr ehrlich. 4) Mein angeblich so schlechter Ruf würde negativ auf die Fahrer zurückfallen: wenn erwiesene Lügner wie der Streckenschwätzer Werner Krappweis via Mikrophon Reputationsmobbing betreiben und ich mir zeitlebens von Funktionären nichts gefallen lasse, so sind es Angehörige dieser Kaste, die meinen Ruf prägen (wobei es dieses Jahr bis auf Krappweis keinerlei Konflikte gab). Mit den Rennfahrern komme ich prinzipiell gut aus. Standardspruch: „Du bist ja gar nicht so, wie man immer hört“ (erstaunt). Die Angst einiger von Euch, daß es zu unreflektierten Übertragungen auf Euch kommen würde, halte ich für überwertet.
Natürlich wollte ich Euch nach Niederlegung meines Traineramtes im Winter zeigen, was mit einer richtigen Vorbereitung auch für ältere Sportler alles möglich ist. Wenn Euch diese Fußstapfen zu groß zum Ausfüllen sind, dann dürft Ihr richtigerweise meiner Spur nicht folgen. Andererseits könnte man sich ja auch ein Beispiel nehmen und im Windschatten des als Vorbild Voranschreitenden wachsen. Diese Option erschließt sich Euch leider nicht. Ansonsten denke ich als Athlet genauso wie als Trainer: professionell. Ich weiß, was der einzig richtige Weg zur Spitze ist. Spitze in Bayern heißt: guter A-Fahrer. Bei Eurer Ausrichtung sind wie bei der Trainerproblematik potentielle Konflikte gegeben, wobei ich mir diese - vor Eurem Vorstoß - für die Zukunft bei gegenseitiger Toleranz gar nicht mehr vorstellen konnte. Nachdem mangels Masse die Gründung eines eigenen Vereins ausgeschlossen worden ist, kommt jetzt wohl nur noch ein Wechsel zu einem anderen Verein in Betracht, wobei zu beobachten sein wird, ob alle Fahrer dem o.a. Kern folgen werden. Die Vereinsneugründung wurde sehr idealistisch gepusht, trotz meiner Bedenken wurde ich als Sportlicher Leiter und als Rennfahrer als unverzichtbar in die Planungen mit einbezogen. Nur Tage/Stunden später hieß es von den gleichen Leuten: auf keinen Fall etwas zusammen mit Hartmann. Meine nur für Euch mit viel Geld- und Zeiteinsatz initiierten Projekte „Rahmenbau, neue Teamhose und kostenlose Trainingslager“ wurden bis heute von Euch nicht gestoppt. Das war sehr unsauber. Wie auch immer, Reisende soll man nicht aufhalten und junge Rennfahrer müssen Erfahrungen sammeln. Wenn durch einen Wechsel neue Motivation gewonnen wird, so ist das positiv zu bewerten. Es sieht so aus, als ob wir uns im Guten trennen werden, das ist anzustreben. Gemeinsame übervereinliche Trainingstreffs wurden ja schon angedacht. Ich möchte für Euch noch eine weitere Option hinzufügen. Wenn Ihr alle den TSV Unterhaching verlasst, so ist die Radsportabteilung praktisch tot. Da ich das Hindernis zu sein scheine, biete ich an, aus dem TSV auszutreten, um dies zu verhindern. Bitte bezieht diese Möglichkeit mit in Eure Planungen ein. Damit Ihr heute beim Teamabend ungestört alle Optionen durchspielen könnt, werde ich nicht anwesend sein. Stattdessen habe ich diesen Brief verfaßt. Weil mir dessen Inhalte wichtig sind, lest ihn am besten gleich noch einmal durch!
Gruß, Thomas |