Aktuelles: Wintercamp im Landshuter Haus (27.12.2005 - 8.1.2006)
Nachdem ich mit Martina über die Weihnachtstage bei ihrer Mutter in der Ostslowakei gewesen war, bestand dringende Urlaubsreife. Auch für ausgewiesene Autofetischisten sind 2200km bei sehr winterlichen Straßenverhältnissen im Ostblock kein reines Vergnügen. Nach 12-stündiger Adrenalinentleerung wegen Dauerüberholens konnte ich mich hinwärts schon um 0430 Uhr nachts ins Bett legen. Die Rückfahrt am 26.12.05 mit 9,5 Stunden, am Tag und v.a. ohne LKWs, war schon beinahe wieder eine Erholung. Es hieß nur um- und die Skiausrüstung einpacken und dann machten wir uns früh am nächsten Morgen nach sehr kurzer Nacht auf nach Bischofsmais im Naturpark Bayerischer Wald. Schon um 9 Uhr holte uns der Wirt des Landshuter Hauses, Wilfried Hofmann, mit seinem Motorschlitten vom Parkplatz Unterbreitenau ab. Im Winter ist dies auf glatt gewalzter, schneebedeckter Forststraße die einzige Verbindung zum Landshuter Haus in der Oberbreitenau - außer per pedes oder mit Ski natürlich. Wilfried liebt eine forsche Fahrweise ("deen Schlidn muaß ma houch draan") und so kämpften Mitfahrer und unser Gepäck auf dem Schlitten und den zwei Anhängern bei der Raserei durch den romantisch tiefverschneiten Wald um den Verbleib auf dem Boliden (50 Liter auf 100km). Oben angekommen gab es erst einmal ein großes Hallo und ein leichtes, verspätetes Frühstück. Hüttenwirtin Gabi ist schon so etwas wie eine liebe Ziehmutter für uns und wir sind immer wieder sehr gerne bei diesen wirklich netten Menschen! Dann hieß es Zimmer beziehen, Auspacken und Umziehen zum Training in der Loipe, die direkt vor dem Haus beginnt. Noch nie haben wir dort oben so viel Schnee erlebt! Mehr als ein Meter dicker Pulverschnee bei knackigen Temperaturen boten die Szenerie einer winterlichen Traumlandschaft. Fast war es schon zuviel der weißen Pracht, denn viele Bäume und Äste waren der Last nicht mehr gewachsen. Der Schneebruch ließ den Loipensepp - heißt übrigens Herbert und ist recht nett - mehr Holz aus der Loipe herausschneiden, als diese präparieren, obwohl sie offiziell gesperrt war. Trotzdem tat er sein Möglichstes und so fanden wir eigentlich immer gute Verhältnisse vor. Die Kälte machte den Schnee knirschend und stumpf, langsame und kraftraubende Verhältnisse also, aber eben märchenhaft schön. Keine Leute, keine Autos, keine Straßen, keine Häuser - nur tiefster Wald und Natur pur. Mit guter Musik am Ohr glitt ich jeden Tag über die anspruchsvollen, 40km langen Skatingloipen und die Zeit verging wie im Fluge. Im Dreierblocksystem absolvierte ich jeden Tag 4 h bergauf und bergab, an den lockeren Tagen konnte ich es auch nicht lassen und gab mir meist auch noch 2 h. Spätnachmittags zogen Martina und ich dann noch täglich unsere Stretchingeinheit durch. So kamen schließlich 46 Trainings-h zusammen, viel mehr ist auf den schmalen Brettern wahrscheinlich nicht zu machen. Traditionell begannen wir den Tag mit dem "Tautreten": Aufstehen, hinein in die Badehose und dann Wälzen im Tiefschnee, das vertreibt den Schlaf! Anschließend gab es ein gemütliches Frühstück (wahlweise mit schnurrender Katze auf dem Schoß), dann Schneetraining, ein spätes Mittagessen, Nachmittagsruhe, Kuchen und Kaffee, Stretching. Es folgten tägliches Skiwachsen, das Abendessen, dann TV, Lesen oder Arbeiten am PC. Außer Martina und mir gab es mit Ausnahme der Sylvesternacht niemanden im Haus. Wir beide genossen unsere Zweisamkeit und die tägliche, fast meditative Zwiesprache mit der Natur in tiefster Einsamkeit. Durch den Schneebruch gab es tagelang keine telefonische Verbindung, das Handy funktioniert dort oben sowieso nur spärlich, man war so richtig abgeschnitten von der Zivilisation. Denke ich an die vergangenen beiden Winter mit meiner ehemaligen Truppe hier oben am Berg (1000mNN), so nehme ich stark an, daß diese heuer noch gesteigerte Einsamkeit nichts für meine Ex-Jungs gewesen wäre, mal abgesehen von meinem limitösen Trainingspensum. Es war wirklich z.T. wie im Film "Rocky 3", wo sich ja der Held mit brachialen Mitteln in der Natur in völliger Abgeschiedenheit auf seinen Kampf vorbereitet. Der Lagerkoller wäre wahrscheinlich schon am dritten Tag ausgebrochen...... Nach dem sehr ruhig verbrachten Jahreswechsel gab es Verstärkung. Sven, MTB-Renner und Freund gab der Loipe für 6 Tage Saures - oder umgekehrt? Ich für meine Person ging erstaunlicherweise nicht kaputt, nachmittags jedoch schlief ich meist totähnlich. So zogen wir wie geplant bis zum 8.1.06 durch, genossen abends nach dem Training eine wiederum abenteuerliche Motorschlittenfahrt bergab durch eine klare Vollmondnacht, gruben auf dem Großparkplatz mein Auto aus und trollten uns wehmütig wieder Richtung München und den Zwängen des Alltags. (Fotos) |